24 Mannschaften treten bei der Fußballeuropameisterschaft an. Für jede hat eine Redakteurin oder ein Autor von ZEIT ONLINE oder DIE ZEIT die Patenschaft übernommen. Unsere EM-Paten begleiten ihr Team durchs Turnier und schreiben persönliche Spielberichte.

Italien - Wales 1:0 (1:0)

Belotti, Bernardeschi, Bastoni - ein B-Team gewinnt gegen Wales. "Wie früher!", möchte man fast rufen, als eine Standardsituation noch zum knappen Sieg reichte, 1:0, eine Runde weiter, buona notte! Und seien wir ehrlich: Alle sind so ein bisschen in Aperitivo-Stimmung an diesem Sonntag nach 18 Uhr, in der Hitze des Stadio Olimpico in Rom. "Wie wär's mit einem Negroni", möchte ich dem sich schonenden und lachend auf der Bank sitzenden Giorgio Chiellini fragen, "dazu ein paar Oliven und ein Achtelfinale?" Der Wind ist warm, Wales schwach, Italien schon vor dem Spiel qualifiziert: Cin cin!

Trainer Roberto Mancini tat das, was ein vernünftiger Trainer tun muss: Er rotierte. Es gab gleich acht Veränderungen in der Startformation. Otto! So spielte für Stürmer Ciro Immobile der Hahn Andrea Belotti (sein Spitzname lautet "Gallo") im Sturm und auch Leonardo Spinazzola hielt seine Füße still. Der Linksverteidiger, der im Eröffnungsspiel gegen die Türkei bei einem Sprint eine Geschwindigkeit von 33,8 Kilometer pro Stunde erreicht haben soll, ist nach Angaben der Uefa, der es hoffentlich technisch auch möglich war, die Geschwindigkeit des Franzosen Kylian Mbappé zu messen, der bislang schnellste Spieler des Turniers.

Die Italiener machen in den ersten Minuten piano, gucken, wie wild die Waliser sind (nicht viel wilder als der kleine Drache Tabaluga) und ziehen langsam an, schieben hoch, ab der 15. Minute pressen sie früher. Highlight der ersten 20 Minuten ist dennoch die Hackenannahme von Roberto Mancini nach einem verkorksten Seitenwechsel und man fragt sich schon: "Wie lässig kann ein c. t. ( commissario tecnico) eigentlich sein?" Die Antwort: " Certo, Roberto!" Jedenfalls kassiert Italien nun seit elf Spielen kein Tor und stellt einen 82 (!) Jahre alten Rekord ein: Die Squadra Azzurra verlor keines der vergangenen 30 Spiele.