Ein beinahe schwarzer Raum. Der spiegelnde Boden reflektiert das karge Licht und malt schaurige Wellen an die Wände. Kreon betritt die Bühne und teilt sie sich in der ersten Szene mit nichts anderem als zwei abgetrennten Köpfen, während er darüber sinniert, wie er nun mit seiner neugewonnen Macht umgehen soll. Ein eindrucksvoller Anfang für ein Stück, das nicht hinter den Erwartungen zurückbleibt.
"Man sieht sich - dieser Gruß ist eine Drohung."
Autor Marc Pommerening nahm sich den antiken Sophokles-Dramen "König Ödipus", "Ödipus auf Kolonos" und "Antigone" an. Was dabei entstand, ist definitiv eine Neufassung, ein Polit-Thriller, der nicht viel vom antiken Ödipus übriglässt, sondern ihn beinhart in die Neuzeit zerrt. Kühl werden da machtpolitische Interessen und persönliche Vorteile ausdiskutiert. Der Schleier der Selbstinszenierung, hinter dem sich die Politik nur zu gerne versteckt, wird gelüftet.
Regiedebüt für Dora Schneider am TAG
Zweieinhalb Stunden Spieldauer, politisches Theater, ein dichter, anspruchsvoller Text – dieses Stück klingt anstrengend, ist aber das Gegenteil. Tolle Umsetzung von Dora Schneider, gewohnt spielstarkes Ensemble, rasante, sehenswerte Inszenierung mit einer guten Portion bissigem Humor.
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