Wien, 1998, eine Wiener Mittelschule. Filloreta hat ihren Radiergummi vergessen. „Warum bist du so undiszipliniert?", schreit ihr Klassenvorstand. Er nimmt ihr Schreibheft und wirft es auf den Boden. Filloreta ist zehn Jahre alt und gerade in der ersten Klasse angekommen. Im nächsten Schuljahr schreibt sie absichtlich fünf Fetzen, sie weiß, dass sie dann durchfällt. Das Jahr zu schaffen ist ihr einerlei, diesen Lehrer loszuwerden wichtig.
„Bei den anderen, den österreichischen Kindern war es egal, wenn die ihre Sachen vergessen", sagt Filloreta. Es ist Oktober 2020, Filloreta ist 33 Jahre alt, lebt in Wien und arbeitet als Zahnarztassistentin. Ihr Blick ist entschlossen, fast wütend. Sie erzählt davon, dass es damals in der Schule fast jede Woche zu so einem Zwischenfall kam. „Er war Rassist," sagt sie über ihren Lehrer. Filloreta kommt im Jahr 1991 aus dem Kosovo nach Wien. Obwohl sie hier aufgewachsen ist, erlebt sie fast täglich Rassismus. Deshalb hat sie sich lange ohnmächtig gefühlt.
Wien, August 2020, Filloreta wird von einer Agentur zu einem Fernsehdreh des ORF eingeladen. Es soll ein Experiment gemacht werden. Sie soll sich das Wochenende um den 12./13. September freihalten. Man könne ihr nicht sagen, worum es gehe, sie müsse sich darauf einlassen, heißt es. Filloreta stimmt zu. Das ändert alles.