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Bayerns Defensive 2.0: Xabi Alonso und David Alaba sind die neuen Innenverteidiger des FC Bayern

Douglas Costa ist die große Attraktion des FC Bayern und bestimmt die Schlagzeilen. Das Hauptthema muss jedoch die Münchner Defensive sein: Im Leverkusen-Spiel überraschten die Bayern mit runderneuerter Hintermannschaft. Erstmals spielte kein gelernter Innenverteidiger im Abwehrzentrum. Das Experiment glückte, Pep Guardiola macht damit einen weiteren Schritt zu seiner optimalen Aufstellung.

Aus der Allianz Arena berichtet Christopher Köster

Was wurde nicht alles geredet über die Abwehr des FC Bayern vor der Partie gegen Bayer Leverkusen! Klar, die Ausfälle von Jérôme Boateng und Medhi Benatia spielten Pep Guardiola nicht gerade in die Karten, doch es sollte die große Chance für Dante werden, der sich in diesem Bundesliga-Topspiel wieder in den Fokus spielen wollte.

Als dann die Aufstellung veröffentlicht wurde, blickte man in der Allianz Arena in ratlose Gesichter. Dante sitzt auf der Bank? Spielen die Bayern wirklich ohne Innenverteidiger? Ja, das taten sie. Und nach dem Spiel kann gesagt werden: Pep Guardiola hat eine neue Form der Verteidigung auf den Weg gebracht.

Abwehrchef Alaba

"Sie hatten nur zwei Chancen, gegen diesen Gegner ist das Wahnsinn", sagte Guardiola auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Für die Konkurrenz ist es ein beängstigendes Zeichen, wenn der Rekordmeister nun auch ohne einen Spezialisten im Abwehrzentrum gegen einen Champions-League-Teilnehmer und vermeintlichen Bayern-Jäger dominiert.

Eine fixe Formation hatten die Hausherren gegen Leverkusen über die gesamten 90 Minuten nicht. Je nach Spielsituation wurde zwischen Dreier- und Viererkette gewechselt, das Grundgerüst bildeten die Außenverteidiger Philipp Lahm und Juan Bernat, dazwischen agierte David Alaba. "Ich war heute Innenverteidiger, Gott sei Dank hat es ganz gut geklappt", sagte der 23-Jährige gut gelaunt.

Für den Allrounder war es bereits die vierte Position, die er beim FC Bayern bekleidet hat. Meist ist er linker Verteidiger, teils aber auch Sechser und Achter. Nun darf sich Alaba noch die Innenverteidigung in den Lebenslauf schreiben. Anpassungsschwierigkeiten hatte er nicht. 82 Prozent aller Zweikämpfe gewann der Österreicher, fast alle Leverkusener Angriffe prallten an Alaba ab. "Es ist kein Geheimnis, dass ich mehrere Positionen spielen kann."

Einen besonderen Part bildete Alabas Nebenmann. Xabi Alonso ließ sich bei gegnerischem Ballbesitz und der Spieleröffnung auf eine Reihe mit der vormaligen Dreierkette fallen und wurde zum zweiten Innenverteidiger. Dort strahlte der Spanier auch beim aggressiven Leverkusener Pressing die Bierruhe eines alten Veteranen aus und spielte oft einen flachen Pass über zwei Linien hinweg ins Mittelfeld.

Sammer adelt Alonso

In anderen Fällen packte Alonso die Kelle aus und schickte die Außenstürmer Arjen Robben und Douglas Costa auf die Reise, wie etwa vor dem 1:0 durch Thomas Müller. Es war eine Leistung wie nach seiner Ankunft vor einem Jahr. Nach dem Spiel adelte Matthias Sammer den Münchner "Quarterback":

"Heute ist ein neuer Innenverteidiger geboren. Xabi hat ein Weltklasse-Spiel gemacht, sehr flexibel agiert."

Für Guardiola muss es ein Genuss gewesen sein. Der Katalane will bekanntlich 1000 Mittelfeldspieler in der Mannschaft haben, doch auch er muss sich an die Spielregeln halten. Gegen Leverkusen waren es immerhin neun (!) Akteure, die im Mittelfeld zuhause sind oder sich dort am wohlsten fühlen. Nur Torwart Manuel Neuer und Mittelstürmer Rober Lewandowski haben andere Spezialgebiete.

So sehr nach diesem überlegenen Bayern-Erfolg die Experten und Fans ins Schwärmen geraten, so sehr ist Guardiolas Taktik auch ein Vabanquespiel über die gesamte Saison. Dante hat sich nach Wolfsburg verabschiedet, Benatia fällt immer wieder mit Muskelverletzungen aus. Javi Martínez und Holger Badstuber werden noch einige Zeit brauchen, bis sie wieder mitwirken können. Bleibt mit Boateng nur ein gelernter Innenverteidiger, der verlässlich an Bord ist.

So lange es allerdings so exzellent klappt wie im Topspiel, hat Pep Guardiola gut lachen. Vielleicht wird in einigen Jahren gesagt, dass die Bayern im August 2015 einen neuen Trend gesetzt haben: die Defensive 2.0. Original