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Austrianer gewinnen immer

Sportlich enteilt die Salzburger Austria wieder allen, auf der Bank sitzt ein ehemaliger Torschützenkönig der deutschen Bundesliga. Doch nach der gescheiterten Relegation im Vorjahr könnte es trotz Meistertitel auch in dieser Saison ein böses Erwachen geben. Wären da nicht engagierte Verantwortliche im Vorstand und viele helfende Hände aus der Fanszene.

Als Austria-Obmann Walter Windischbauer vor dem Heimspiel gegen den FC Dornbirn am vergangenen Donnerstag über das Stadionmikrofon mitteilte, dass das Ausweichstadion in Schwanenstadt für die kommende Saison zugelassen wird, brüllten fast 1300 Kehlen ihre Freude heraus. Zig Anhänger des SV Austria Salzburg haben im Vorfeld selbst Hand angelegt, um das etwa 75 Kilometer entfernte Stadion zweitligatauglich zu machen und wurden letztlich auch für ihre Mühen belohnt. Die Lizenz für die Erste Liga, also die zweithöchste österreichische Spielklasse, war damit zum Greifen nah und wurde einen Tag später dann auch erteilt.

Um diesen Zusammenhang zu verstehen, muss man jedoch in die Monate Mai und Juni 2014 zurückgehen. Wie in Teil eins bereits beschrieben, wurde Austria Salzburg in der vergangenen Saison Meister in der Regionalliga West, verlor jedoch in der Relegation gegen den Floridsdorfer AC und durfte somit als Titelträger nicht aufsteigen. In der aktuellen Saison muss der West-Meister allerdings nicht in die Relegation. Wird die Austria nun also wieder Erster, geht es direkt in die Zweitklassigkeit.

Prominenz auf der Trainerbank

Schon in der Hinrunde lief trotz der herben Enttäuschung aus dem Sommer alles nach Plan und die Violetten überwinterten mit sechs Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze. Ende November gab es dann jedoch die erste Enttäuschung, denn der neue Trainer Klaus Schmidt bat nach nur gut fünf Monaten im Amt um die Auflösung seines Vertrags und schloss sich dem Erzrivalen Wacker Innsbruck an. Doch vielleicht war dies für die Austria auch ein Glückfall, denn schon am 2. Januar 2015 präsentierten die Verantwortlichen mit Jørn Andersen einen echten Startrainer.

Der 52-Jährige wurde 1990 bei Eintracht Frankfurt der erste ausländische Torschützenkönig in der Bundesliga und führte als Trainer den FSV Mainz 05 im Jahr 2009 nach einem Jahr in der Zweiten Liga wieder zurück in die Erstklassigkeit. "Als ich unserem Vorstand erzählt habe, dass ich mir Jørn Andersen als neuen Trainer vorstellen kann, haben mir zunächst alle den Vogel gezeigt", erzählt Salzburgs Sportdirektor Gerhard Stöger in Erinnerung an den vergangenen Dezember. "Mehr als Nein konnte Jørn ja nicht sagen, aber die Gespräche verliefen von Anfang an sehr positiv. Generell ist unsere Entwicklung schon phänomenal. Wir als Regionalligist waren in ernsthaften Gesprächen mit ehemaligen Spielern aus der deutschen Bundesliga und der österreichischen Nationalmannschaft. Anscheinend ist es wieder sehr reizvoll für einen Trainer, bei so einem tollen Traditionsverein zu arbeiten, auch wenn es sportlich ein oder zwei Schritte zurück geht."

Das Drama im Bauausschuss

Sportlich läuft auch das Frühjahr bei der Austria sehr gut, doch im April bestimmte dann die Lizenzvergabe für die Erste Liga die Berichterstattung in der Mozartstadt. Da die Kapazitäten für die Zweitklassigkeit aktuell noch zu gering sind, muss erstens eine neue Hintertortribüne her, zweitens ist für Risikospiele ein Ausweichstadion nötig, da auch die Infrastruktur im Salzburger Stadtteil Maxglan nicht ausreicht. Im 75 Kilometer entfernten Schwanenstadt wurde dann auch schnell ein taugliches Stadion gefunden und dank des Fanfonds "Heimat für die Austria" waren Verantwortliche und Fans auch sehr zuversichtlich, dass die Stadt der Finanzierung für Tribüne und Flutlicht im eigenen Stadion zustimmt, wie Gerhard Stöger Mitte April noch bestätigte: "Wir haben mittlerweile knapp 200.000 Euro beiseite geschafft, denn die Leute sparen sich hier das Essen vom Mund ab. Auch wenn es heutzutage sehr schwierig ist, sammeln unsere Fans jeden erdenklichen Euro, um letztlich das ganze Drumherum hier selbst finanzieren zu können. Ich denke, mit dieser großen Eigenleistung können wir viele politische Farben in der Stadt positiv stimmen."

Ende April kam der große Rückschlag, denn die Lizenz wurde in erster Instanz verweigert. Der Bauausschuss musste den Bau der Tribüne noch bestätigen und im Ausweichstadion in Schwanenstadt waren die Flutlichter zu schwach, es gab keinen Kameraturm und auch die Parkmöglichkeiten für die Übertragungswagen waren zu klein. Also zogen die Fans los und legten in Schwanenstadt selbst Hand an. Es wäre ja auch ein Ding der Unmöglichkeit, würde die Salzburger Austria zum zweiten Mal in Serie den Titel holen, um dann aber erneut nicht aufsteigen zu dürfen. Im Bauausschuss der Stadt Salzburg spielte sich Anfang Mai das nächste Drama ab: Die Parteien SPÖ und FPÖ stimmten für die Bereitstellung der benötigten 1,1 Millionen Euro, die ÖVP, die Bürgerliste und die Neos stimmten dagegen - es herrschte Stimmengleichheit. Die SPÖ-Vorsitzende Ursula Schöpf machte jedoch von ihrem Zweitstimmrecht Gebrauch, sodass es nun Grünes Licht für den Bau gibt.

Austrianer gewinnen immer

Und dann kam der besagte 14. Mai 2015: Das Ausweichstadion wurde genehmigt und einen Tag später erteilte die Bundesliga der Austria dann auch endgültig die Lizenz für die Erste Liga. Die beiden folgenden Spiele gegen Dornbirn und in Saalfelden gewann die Andersen-Elf auch, sodass der Vorsprung auf die WSG Wattens drei Runden vor Saisonende noch immer sechs Punkte beträgt. Die Austria klopft also an die Tür zur Zweitklassigkeit. Das Märchen ist jedoch noch lange nicht zu Ende erzählt, wie der Vorsänger von Union Ultrà, Alexander "Salva" Salvatore voller Vorfreude berichtet: "Wir Fans können auf der neuen Tribüne endlich wieder hinter dem Tor stehen, es kommt zum Hassspiel gegen den FC Liefering [die Reservemannschaft von Red Bull Salzburg] und zum großen Westderby gegen Wacker Innsbruck. Da freut sich hier jeder drauf."

Es sieht also alles gut aus. Aus den kommenden drei Partien braucht der SV Austria Salzburg nur noch vier Punkte, um genau zehn Jahre nach der Übernahme durch Salzburgs weltbekannten Limonadenhersteller wieder zurück in Österreichs Profifußball aufzusteigen. Nach den vielen Auf und Abs in den vergangenen Wochen sollte dies das kleinste Problem darstellen. Denn was zeigten die Fans der Viola am vergangenen Donnerstag in ihrer Choreografie? "Austrianer gewinnen immer."

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