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"Die Signale gehört": Neuer eSports-Verband will auf DOSB zugehen

Beim größten eSports-Turnier der Welt (The International in Seattle) gab es zuletzt mehr als 24 Millionen Dollar zu gewinnen. Doch der boomenden Branche fehlt es noch an Strukturen. Foto: Elaine Thompson / dpa

Die Stunde Null des organisierten eSports in Deutschland war auch eine Antwort auf die politischen Forderungen. "Wir haben die Signale gehört", sagte Präsident Hans Jagnow am Gründungswochenende des eSport-Bundes Deutschland (ESBD). Doch die neue Vereinigung möchte nicht nur reagieren, sondern mit dem wettbewerbsmäßigen Zocken ihren Platz in der deutschen Sportlandschaft finden.

"Wir erwarten, dass wir als Fachverband ernstgenommen werden. Und wir erwarten eine Gesprächsbereitschaft des DOSB. Aber da sind wir sehr zuversichtlich", sagte Jagnow weiter.

Im Boom-Jahr 2017 der eSports-Szene ging es in der Berichterstattung häufig um die Frage, ob "der eSport" in den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) aufgenommen werden soll. Dabei gab es noch keine richtige Struktur, keinen Verband, der überhaupt die Richtlinien des DOSB erfüllt. Dafür ist nun der erste Schritt getan.

Bei der Gründungsversammlung am Sonntag in Frankfurt war bereits ein DOSB-Vertreter vor Ort. Zudem hat der Dachverband in seinem neuen Leitbild, das auf der Mitgliederversammlung Anfang Dezember verabschiedet werden soll, auch den "Umgang mit eSports" verankert. Um überhaupt in den DOSB aufgenommen werden zu können, muss ein Verband in mindestens acht Bundesländern organisiert sein, mehr als 10.000 Mitglieder haben und aufgrund der "Förderung des gemeinnützigen Zweckes Sport steuerbegünstigt" sein.

Genau dort will der ESBD nun ansetzen. Denn im Gegensatz zu den klassischen Sportarten entwickelte sich die eSports-Szene von oben, von den professionellen Gamern. "Wir wollen eine Interessenvertretung für den Amateur- und Spitzensport sein. Wir wollen vor allem auch die Vereinslandschaft stärken", betonte Jagnow im Gespräch mit dem SID.

Und während der Fußball alle Augen auf die Internationalisierung richtet, sieht Jagnow den ESBD in der sonst global aufgestellten Szene beim Thema Regionalisierung in der Pflicht: "eSports soll zum Identifikationsfaktor für Städte und Regionen werden." Daher habe sich die neue Verbandsspitze auch eng mit der Basis ausgetauscht.

Doch natürlich dürfen in der extrem heterogenen eSports-Landschaft auch die Big Player nicht fehlen. Daher sind auch die ESL aus Köln als weltgrößte Ligenplattform und der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) zwei der Gründungsmitglieder. Und auch die Fraport Skyliners aus der Basketball Bundesliga (BBL) sind ordentliches Mitglied. Die Frankfurter hatten vergangene Woche als erster Profiklub in Deutschland eine Mannschaft im Bereich Online-Basketball gegründet.

Und weil die eSports-Branche mit ihren vielen verschiedenen Spieletiteln, Clans, kommerziellen Organisationen und Wettbewerben für Außenstehende so konfus erscheint, will der ESBD "das Verständnis für die Szene erhöhen". Aufklärung ist also eine weitere Herausforderung.

Für die ESBD-Führung, die in Berlin ihren Sitz hat und zu der auch der ehemalige BBL-Chef und jetzige ESL-Manager Jan Pommer gehört, steht nun ein interessantes und arbeitsreiches Jahr 2018 bevor. Als "Repräsentanz nach außen, Plattform nach innen", muss sich der Verband erstmal etablieren. Daher weiß auch Jagnow: "Es gibt viel zu tun, die Palette an Aufgaben ist unermesslich."


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