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"German Owner" Rahic vor Triumph: Bradford City begehrt Einlass zur "Hölle"

Die "Bantams" wollen hoch hinaus: Bis in die Premier League will es der Rahic-Klub schaffen. (Foto: imago/BPI)

Ein kleiner Verein aus dem hohen Norden stellt den britischen Fußball auf den Kopf. Edin Rahic steht nach nur elf Monaten mit Bradford City vor dem Aufstieg in die zweite Liga - doch vor der "Hölle" wartet noch die "Vorhölle" auf den deutschen Klubboss.

Edin Rahic hatte sein Amt als erster deutscher Eigentümer eines englischen Profifußballklubs gerade angetreten, da gab er gleich eine markige Parole aus. "Wir bleiben so lange hier, bis wir Premier League spielen", sagte der Vorsitzende des Drittligisten Bradford City.

Nach nur elf Monaten im Klub ist das erste Zwischenziel greifbar: Bradford steht in den Play-offs zur 2. Liga - und Rahic vor der "Hölle". So bezeichnet der Schwabe die Championship, Englands zweithöchste Spielklasse. 24 Mannschaften, und alle wollen an die mindestens 100 Millionen Pfund, die in der Premier League allein an TV-Geldern sprudeln.

Ein Spiel vor Saisonende ist der Klub aus West Yorkshire Fünfter der League One, der "Vorhölle", die Relegation der Plätze drei bis sechs (ab dem 7. Mai) ist ihm sicher. Jetzt, das weiß Rahic, ist alles möglich. "Wembley wäre für uns sensationell, wir würden über 40.000 Fans mitbringen", sagte der "German owner" über ein mögliches Play-off-Finale in Englands Fußball-Tempel: "Und die würden uns peitschen, peitschen, peitschen."

"Wir wollen ja geile Stimmung"

Überhaupt sind es die Fans, die Rahics große Motivation sind. Für die kommende Saison sind schon mehr als 18.500 Dauerkarten verkauft, das kleine Stadion Valley Parade ist fast immer voll. Ein Stadion, dessen Haupttribüne selbst 32 Jahre nach der schweren Feuerkatastrophe mit 56 Todesopfern noch immer so aussieht, als sei sie nach der Hälfte einfach nicht fertiggebaut worden. Doch die Zuschauer sind nah dran, die Stimmung ist für englische Verhältnisse außergewöhnlich gut, die Preise sind bei nur 149 Pfund für 23 Heimspiele außergewöhnlich niedrig.

Sollte Bradford irgendwann erstklassig spielen, will Rahic die Tickets für ein Pfund anbieten. "Bei den Fernsehgeldern muss das doch möglich sein", sagt Rahic, und er meint es vollkommen ernst: "Wir wollen ja 'ne geile Stimmung haben. Und dann trinken die Leute mehr Bier, kaufen mehr Trikots." Es wäre eine Revolution im Profifußball.

Dabei versucht er, die Traditionen des englischen Working-Class-Klubs zu pflegen. Er will den Verein mit seinem Geschäftspartner und Co-Vorsitzenden Stefan Rupp aus Niederbayern "nicht eindeutschen", obwohl es in Bradford aufgrund der vielen Zuwanderer im 19. Jahrhundert sogar einen Stadtteil namens Little Germany gibt. "Was die Fans wollen: deutsche Bratwurst und deutsches Bier", unterstreicht Rahic, der in der Jugend bei den Stuttgarter Kickers aktiv war. Als einziger deutscher Spieler steht Ersatztorwart Rouven Sattelmaier im Kader.

Die "Bantams" setzen auf den Nachwuchs

Brechen wollen Rahic und Rupp auf dem Weg nach oben allerdings mit dem englischen Geschäftsmodell, das vor allem teure ausländische Spieler vorsieht. Die Bantams (deutsch: Zwerghühner) wollen mit jungen Talenten aus England Erfolg haben, wie Bundesliga-Aufsteiger SC Freiburg eine Art "Sprungbrett" nach oben sein.

"Wir wollen der Klub sein, der den Mumm hat, die Jungs auf den Platz zu schicken. Das soll unsere Marke werden", sagt Rahic, der Geschäftsführer und Sportdirektor in Personalunion ist. Dafür ist besonderes Scouting erforderlich, denn "die Top-3-Spieler kriegen wir eh nicht".

In die Championship wollte Rahic eigentlich binnen drei Jahren aufsteigen. Und wenn es schon jetzt passieren sollte? Rahic zitiert gerne RB Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick, unter dem er einst beim VfB Stuttgart als Scout gearbeitet hat: "Ein Aufstieg kommt niemals zu früh."

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