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Biegler: EM als Testlauf für die Heim-WM 2017

Michael Biegler und die DHB-Frauen haben die Europameisterschaft vor der Brust

Für die deutschen Frauen steht mit den Länderspielen gegen Schweden die Generalprobe für die Europameisterschaft an. Bundestrainer Michael Biegler blickt jedoch schon in die Zukunft.

Michael Biegler hätte auch gut in ein Meeting eines Start-ups in Berlin gepasst. Blauer Kapuzenpulli, entschlossener Blick. "Wir haben einen geraden und stringenten Plan, jetzt kann es losgehen", sagte der Frauen-Bundestrainer und gab damit den Startschuss zur finalen Vorbereitungsphase auf die Handball-Europameisterschaft in Schweden (4. bis 18. Dezember). Seine Generalprobe absolviert das DHB-Team mit zwei Spielen in Hamm (Samstag, 18:00 Uhr) und Trier (Sonntag, 15:00 Uhr) gegen den EM-Gastgeber - ein echter Gradmesser vor dem kontinentalen Vergleich.

Wolfgang Sommerfeld, Sportdirektor des Deutschen Handballbundes, bediente sich ebenfalls dem Vokabular erfolgreicher Jungunternehmer. "Wir werden hier klar aufgabenorientiert arbeiten, nicht so sehr ergebnisorientiert", sagte er im Trainingslager in Leverkusen.

Die EM sei wie die Testspiele zuvor nur ein "Baustein des Projekts 2017", behaupten Biegler und Sommerfeld unisono. Im Dezember kommenden Jahres laufen die "Ladies" als Gastgeber bei der Weltmeisterschaft in Deutschland auf, bis dahin will der DHB eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen. "Es ist wie ein Hausbau", sagte Sommerfeld in einer weiteren Analogie: "Jetzt haben wir das Fundement geschaffen, in Schweden wollen wir Step by Step den ersten Stock bauen. Hoffentlich können wir Ende 2017 dann einziehen."

EM-Hauptrunde ist das Ziel

Während Biegler auf den Einzug in die Hauptrunde hofft, um "drei weitere Spiele gegen hochkarätige Gegner" bestreiten zu können, rückt die Beudeutung einer Europameisterschaft fast in den Hintergrund. Dabei hat das Team nach Rang zehn bei der EM 2014 und dem 13. Platz bei der WM im vergangenen Jahr einiges gutzumachen. "Die Platzierungen haben gezeigt, dass Defizite da waren. Wir haben beispielsweise Spielzüge zu schnell abgeschlossen und waren nicht gut im Rückzug", legte Biegler den Finger nochmal in die Wunde.

Der ehemalige Trainer der polnischen Männer-Nationalmannschaft weiß, woran er mit seinen Spielerinnen arbeiten muss. "Wir brauchen mehr Stabilität. Sowohl in den 60 Minuten eines Spiels als auch über ein gesamtes Turnier", nannte Biegler das Verbesserungspotenzial.

Die Schwedinnen am Wochenende sind wie die drei EM-Vorrundenspiele gegen Vizeweltmeister Niederlande, den Olympia-Zweiten Frankreich und die starken Polinnen (WM-Vierter) ein echter Gradmesser für Biegler und sein Team. Deutschland muss in der Vierergruppe in Kristianstan mindestens Dritter werden, um in die Hauptrunde einzuziehen.

Geduld ist gefragt

Dennoch wird Biegler nicht müde zu betonen, dass alles ein fortwährender Prozess sei, der noch mindestens ein Jahr dauern werde. "In meinem Kopf sind die Vorstellungen sehr weit, aber wir können sie nur etappenweise an die Spielerinnen weitergeben", sagte er.

Gegen Ende des ersten vollen Trainingstages klang Biegler schon eher wie ein abgebrühter CEO, der sich schützend vor seine Mitarbeiterinnen stellt. "Falls es nicht laufen sollte, geben Sie bitte mir die Schuld, ich kann das aushalten", sagte er: "Wir müssen den Ladies Zeit geben und sie nicht noch zusätzlich unter Druck setzen."

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