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Bayern in den USA: Die Suche nach unbegrenzten Möglichkeiten

Carlo Ancelotti ist seit dieser Saison neuer Trainer des FC Bayern (Getty Images)

Rekordmeister Bayern München startete am Montag zur zwölftägigen USA-Tour. Sportliche Aspekte stehen dabei im Hintergrund, es geht um Präsenz, Geld und die Marke FC Bayern.

Als der FC Bayern am Montag um 13.45 Uhr mit Flug LH 2570 nach Chicago aufbrach, waren auch Weltmeister Thomas Müller und Superstar Arjen Robben dabei - allerdings nur als fünf Meter große Aufkleber auf der neugestalteten Chartermaschine. Müller und der erneut verletzte Robben fehlen auf der PR-Reise ebenso wie die weiteren EM-Urlauber um die Zugänge Mats Hummels und Renato Sanches sowie Flügelflitzer Douglas Costa. Trotzdem will der deutsche Fußball-Rekordmeister auf seinem US-Trip mit drei Spielen gegen namhafte Gegner ordentlich Werbung in eigener Sache betreiben.

"Dass es Testspiele ohne die Nationalspieler sind, die bei der EM waren, ist sekundär. Entscheidend ist, dass solche Spiele dort in Amerika stattfinden. Die Amerikaner stehen auf solche Events", sagte Karl-Heinz Rummenigge bei Sport1. Zuvor hatte der Bayern-Boss im kicker bereits die noch recht frische Liebe der Amerikaner zum

Fußball hervorgehoben. Der Vorstandschef unterstrich damit nochmals das Ziel der Reise: Präsenz zeigen, die Marke FC Bayern stärken, Geld verdienen - auch mit einem Rumpfkader um Kapitän Philipp Lahm und Franck Ribery.

Hochkarätige Tests

AC und Inter Mailand, dazu Real Madrid - die Testspielgegner verprühen schon mal deutlich mehr Glanz als Sparringspartner wie zuletzt Lippstadt oder Landshut. Trainer Carlo Ancoletti freute sich daher auf die zwölftägige Reise: "Die Tour ist gut für uns. Es ist Zeit für uns zu spielen." Dass das Training zu kurz kommen wird, erwähnte der 57-Jährige nicht.

Dass Neu-Coach Ancelotti sich so brav äußert, ist verständlich. Aus sportlicher Sicht sind rund 15.000 Flugkilometer, bis zu sieben Stunden Zeitverschiebung und zig PR-Termine jedoch nicht förderlich.

Bei zehn fehlenden Spielern hält sich auch der Erkenntnisgewinn aus den Testspielen in Grenzen. Kein Wunder, dass Lahm zugab, dass er "am liebsten zu Hause" bleibe, wenngleich es "schon etwas Besonderes" sei, so weit weg von München vor so vielen Fans zu spielen. Holger Badstuber nannte die Reise "kräftezehrend".

Reise auch ein Marketingtrip

Aus Sicht der Bosse ist sie trotzdem notwendig. Die Bundesliga erlöste in der vergangenen Saison 160 Millionen Euro im Ausland, angepeilt sind mittelfristig 250 Millionen. Da weiß auch Rummenigges Vorstandskollege Jörg Wacker, wie wichtig diese Trips nach Übersee sind. Sein Motto lautet: "Nach der Tour ist vor der Tour." 2012 und 2015 ging's nach China, 2014 ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wo der FC Bayern auch durch seinen Besuch in diesem Jahr weiter wachsen will.

Der ehemalige Milan-Spieler und -Trainer Ancelotti trifft deshalb in Chicago auf seine alte Liebe (27. Juli), in Charlotte wartet sein persönliches Derby gegen Inter (30. Juli). Zum Abschluss in New York werden gegen Real über 80.000 Fans erwartet (3. August). Das Spiel am "Big Apple" ist der Höhepunkt der Reise, die Bayern haben seit zwei Jahren ein Büro in Manhattan.

Die Globalisierung geschieht nicht zufällig, sondern ist strategisch geplant. Erste Erfolge: Aus neun Fanklubs 2014 sind inzwischen über 100 in 37 Staaten geworden. "Es gibt ja diese Sterne auf der amerikanischen Flagge. Es wäre schön, wenn wir jeden Stern zumindest mit einem Fanklub besetzt hätten", sagte Rummenigge. Auch ohne Müller und Robben. (SID)

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