Bei der Marzahn Pride zogen Hunderte Menschen gegen den Krieg in der Ukraine und für mehr Toleranz auf die Straßen. Doch die queere Demo im Berliner Osten blieb nicht ohne Zwischenfälle.
In Berlin, der angeblichen Hauptstadt der Freiheit und Toleranz, reicht es auch im Jahr 2022 noch, als Mann Kleid und Absatzschuhe zu tragen, um von Fremden homofeindlich beleidigt und angespuckt zu werden. So geschehen am Samstag auf der Marzahn Pride.
Wanja Kilber, einer der Organisatoren der Parade, wollte sich die Pöbeleien einer Gruppe am Rande des Demonstrationszuges nicht gefallen lassen. Er ging auf sie zu und konfrontierte die Männer. "Einer von ihnen versuchte daraufhin, mich anzuspucken, aber verfehlte mich", erzählt er mit gesenktem Blick. "Er hat mich auf Russisch als Arschficker bezeichnet und gesagt, ich solle ihm nicht näher kommen, weil er Angst vor mir habe."
Angst, weil Wanja Kleidung trug, die als weiblich codiert gelten. Die habe er vorsorglich sogar erst vor Ort bei der Marzahn Pride angezogen, um möglichen Anfeindungen in der S-Bahn aus dem Weg zu gehen. "Zuerst habe ich mich gefragt, ob ich deswegen feige bin." Doch die Anfeindungen am Rande der Demo hätten ihm gezeigt, dass seine Ängste real seien. "Ich werde nicht von dieser Angst fremdgesteuert. Ich werde von homophoben Menschen fremdgesteuert", sagt Wanja. Der Vorfall habe auch gezeigt warum es Veranstaltungen wie die Marzahn Pride brauche.
Bild: rbb / Christopher Ferner Sichtbarkeit in MarzahnDie Parade fand dieses Jahr bereits zum dritten Mal statt. Die von dem Verein Quarteera organisierte Demonstration richtet sich an die russischsprachige queere Community und will deren Sichtbarkeit fördern. Dass die Demo in Marzahn-Hellersdorf stattfand, kommt nicht von ungefähr: In dem Bezirk wohnen rund 30.000 russischsprachige Menschen.
"Zudem gibt es in Marzahn kaum queere Strukturen wie in Bezirken wie Schöneberg oder Mitte", sagt Svetlana Shaytanova, Sprecherin der Marzahn Pride. "Deshalb ist es wichtig, dass wir gerade hier Sichtbarkeit zeigen." Zudem diene die Pride auch dazu, den Rechtspopulist:innen in dem Bezirk die Stirn zu bieten.
Die stellen in Marzahn ihr Weltbild ganz offen zur Schau. Beim Startpunkt des Demonstartionszuges in der Nähe der S-Bahn-Station Raoul-Wallenberg-Straße hingen Plakate der rechtsextremen Kleinpartei "Der III. Weg" mit der Forderung, vermeintliche Homo-Propaganda zu stoppen und die traditionelle Familie aus Mutter, Vater und Kindern dadurch zu schützen...
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