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Der Schnellschuss mit den Schnelltests

Tausende private Schnelltestzentren sind in Clubs, Restaurants oder als Container auf dem Parkplatz entstanden. Der Bund zahlt dafür, doch lohnt sich das überhaupt?

Die Pandemie begann für Martin Kultscher in Manila. Aus seinem Hotelfenster sah er, wie die große Bühne, die Arbeiter eben erst aufgebaut hatten, wieder eingepackt wurde. In wenigen Tagen sollten hier 120.000 Menschen tanzen und feiern, Kultscher war wie immer schon vor Festivalbeginn da, um den Auftritt der Band vorzubereiten.

Bis zum Frühjahr 2020 managte Martin Kultscher Konzerte und Tourneen auf der ganzen Welt. Seit dem Frühjahr 2021 managen Menschen wie er, dass Deutschland die Pandemie in den Griff bekommt, bevor alle geimpft sind: mit Tests.

Das zumindest war die Hoffnung, als Bundeskanzlerin Angela Merkel Ende Februar der FAZ sagte: "Eine intelligente Öffnungsstrategie ist mit umfassenden Schnelltests, gleichsam als Freitesten, untrennbar verbunden." Knapp zwei Wochen später kam der sogenannte Bürgertest: das Angebot, sich mindestens einmal die Woche auf Kosten des Bundes testen zu lassen.


Ein Milliardenplan, eilig aufgestellt wie so vieles in der Pandemie. Unternehmer witterten staatlich garantierte Gewinne, Gastronomen sahen ihre leeren Restaurants und Kneipen und in den Tests die Möglichkeit, die Verluste der letzten Monate auszugleichen. Sie wussten: Was für den Bürger kostenlos ist, wird vom Staat bezahlt. Tausende Testzentren wurden hastig im ganzen Land eröffnet, auch in Kirchen und Bordellen, manche geführt von TV-Sternchen, Kiezgrößen oder Handyshopbetreiberinnen. Ein bisschen Goldgräberstimmung in tristen Tagen. Doch funktioniert der Schnellschuss mit den Schnelltests? Wie und für wen rechnet sich das: den Bund, die Betreiber – oder keinen?
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