Viele lieben es, manchen geht es gehörig auf den Geist: das Selfie. Das Selbstporträt mit dem Smartphone gehört mittlerweile für viele beim Reisen dazu wie der Cocktail zum Pool. Am beliebtesten als Kulissen sind der Pariser Eiffelturm, Disney World in Florida und der Burj Khalifa in Dubai, ergab eine Auswertung von Instagram-Fotos.
Doch eigentlich geht es auch origineller: Superlative der Höhen, die Tiefen und der Weiten der Erde sind gute Grundlage für atemberaubende Selbstporträts. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Schnappschuss in einer geothermischen Salzwüste, Bildern vom Eisbaden in Sibirien oder einem Foto am höchsten Wasserfall der Erde? Hier ein paar Vorschläge für extreme Reiseziele.
Der Temperatur-Spagat: Heiß in Äthiopien, kalt in Sibirien
Mit einer Durchschnittstemperatur von 34,4 Grad Celsius und Spitzentemperaturen von über 40 Grad gilt Dallol im Nordwesten Äthiopiens als einer der heißesten Orte der Erde.
Das geologisch sehr aktive Vulkangebiet - in der lokalen Afar-Sprache als "Eingang zur Hölle" bekannt - scheint dank der Mineral- und Gesteinsformationen in Rot-, Gelb- und Weißtönen wie aus einer anderen Welt. Heißes Salzwasser sprudelt aus dem Boden und sammelt sich in bunten Pools und kleinen Tümpeln.
Aber Vorsicht: Die Böden sind durch das ständige Aufsteigen heißer Gase instabil, und viele der blubbernden Quellen sind stark säurehaltig. Wer sich dort trotzdem knipsen möchte, bringt am besten Zeit und Sitzfleisch mit: Erreichbar ist die Region Dallol nur durch eine mehrstündige Jeepfahrt mit anschließender Kamelkaravane.
Für ein Selfie am Ort mit der höchsten jemals gemessenen Temperatur muss man allerdings in die Vereinigten Staaten reisen. Im kalifornischen Death Valley kletterte das Quecksilber am 10. Juli 1913 auf brütend heiße 56,7 Grad Celsius.
Zu lange sollte man sich dort für ein Selbstporträt mit den "Wandernden Felsen" in jedem Fall nicht aufhalten, oberhalb einer Temperatur von 45 bis 50 Grad, die auf dem Gebiet der Racetrack Playa herrschen können, funktionieren die meisten aktuellen Smartphones nicht mehr.
Warme Kleidung braucht man hingegen für ein Selfie in der sibirischen Gemeinde Oimjakon, mehrere Autostunden von der nächsten Großstadt Jakutsk entfernt. Mit einem Spitzenwert von minus 67,8 Grad Celsius im Februar 1933 und einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von minus 15,6 Grad ist es wohl der kälteste Ort der Welt an dem Menschen leben.
Die knapp 500 Bewohner der kleinen Gemeinde sind Kälteprofis und Temperaturen von 45 Grad unter Null gewohnt: Da es keine Wasserleitungen gibt, findet die Morgentoilette bei vielen vor dem Haus statt. Geschichten von Vögeln, die im Flug erfrieren und abstürzen, gehören zur Region, schulfrei gibt es in Oimjakon erst unter minus 50 Grad.
Aufpassen muss man allerdings auch hier auf sein Handy - moderne Smartphones geben zwischen minus 20 und minus 40 Grad den Geist auf, bei solch tiefen Temperaturen können unter anderem die Flüssigkristalle im Bildschirm gefrieren.
Hoch-Tief-Erfahrungen: Zwischen Tibet und Totem Meer
Ein beeindruckendes, aber zugegeben etwas karges Foto lässt sich auf dem tibetanischen Semo La auf 5565 Metern schießen, dem höchsten befahrbaren Gebirgspass der Welt - sogar ein wöchentlicher Bus verkehrt hier. Eine Einreisegenehmigung nach Tibet und ein Visum für China sind für die Anreise per Flugzeug oder Qinghai-Tibet-Bahn allerdings Pflicht.
Fast so hoch wie der Semo La liegt die Bergbausiedlung La Rinconada in den peruanischen Anden, auf 5100 Metern ist sie damit die höchstgelegene permanente Stadt der Welt.
Innerhalb der letzten Jahre ist die Bevölkerung dank internationaler Goldnachfrage zwar auf 50.000 Einwohner angewachsen, nennenswerte touristische Infrastruktur gibt es in der Minensiedlung aber kaum.
Niedriger liegt da der höchste freifallende Wasserfall der Welt, der Salto Ángel, im Nationalpark Canaima im Südosten Venezuelas. Der Pilot Jimmie Angel hatte das 979 Meter hohe und später nach ihm benannten Naturphänomen erst 1933 wiederentdeckt. An der Anreise hat sich seit damals wenig geändert: zuerst per Flugzeug zur Lagune von Canaima, von dort führt eine eintägige Bootstour zum Wasserfall. Obwohl sich dieser mitten im Regenwald befindet, ist er eines der beliebtesten touristischen Ziele Venezuelas.
Niedriger geht's kaum: Der tiefste Punkt des Festlandes befindet sich mit etwa 420 Metern unter dem Meeresspiegel im Nahen Osten, am Ufer des Toten Meeres zwischen Israel, dem Westjordanland und Jordanien. Wegen seines hohen Salzgehalts von durchschnittlich 28 Prozent lässt sich das Selfie auch bequem knipsen, während man fast schwerelos im Wasser treibt. In der Nähe liegt im Übrigen auch die biblische Stadt Jericho, mit 250 Metern unter dem Meeresspiegel die niedrigste Stadt der Welt.
Ganz-weit-weg-Superlativ - und zu Hause ist es auch extrem
Weitaus schwieriger zu erreichen dürfte allerdings Tristan da Cunha sein. Die Inselgruppe befindet sich mitten im Südatlantik 3360 Kilometer von Brasilien und etwa 2800 Kilometer vom Kap der Guten Hoffnung entfernt, und gilt als entlegenster bewohnter Ort der Welt. Wer eher Lust auf ein Gruppenfoto hat, lässt sich hier mit einigen der 297 Einwohner ablichten. Die teilen sich nicht nur die kleine Insel, sondern auch acht Nachnamen und nur 15 Vorfahren.
Optisch beeindruckender ist da schon ein Selbstporträt vor dem Salar de Uyuni in Bolivien, dem wohl flachsten Ort der Welt. Optische Täuschungen lassen wenige Meter in der Weite der gleißend hellen Ebene wie mehrere hundert Meter erscheinen - da helfen auch die bis zu 60.000 rosa Flamingos nicht, die sich jedes Jahr in den salzigen Lagunen der Region niederlassen.
Ein Rekord-Selfie ist im Übrigen auch in heimischen Gefilden möglich: Die schmalste Straße der Welt findet sich in der Altstadt des schwäbischen Ortes Reutlingen. Ob man dort wirklich alleine auf seinem Foto bleibt, ist allerdings fraglich. Die kleine Gasse neben dem Gebäude mit der Hausnummer 9 ist höchstens 43 Zentimeter breit - da ist Gedrängel absehbar.
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