Seifenopern, Filmreihen, Serien erfinden
offene Enden - Konsumenten zu binden
bevor die Spannung eskaliert heißt es HALT!
Fortsetzung und Auflösung folgen alsbald.
Thomas Hardys The Pair of Blue Eyes
war ein erster solcher Beweis
ökonomisch-immersiver Rezipientenleitung
1873 in einer englischen Zeitung.
Cliffhanger nannte man das Phänomen
da am Ende des Romans ein Mann zu sehen
war wie er sich am Abgrund befand
am Grasbüschel klammernd die zitternde Hand.
Am Ende von Filmen vorm FORTSETZUNG FOLGT
ist Reden oft Silber doch Schweigen Gold
Herr der Ringe eins.zwei.drei.
die Schlacht am Ende noch nicht vorbei.
Den Klippenhängern ein Denkmal setzt
Cloud Atlas - in drei Stunden hetzt
der Film durch die sechs Erzählungsstränge
linear gemixtes Klippengehänge.
Am Anfang war das Wort des Hirten doch
schon kurz darauf vergessen noch
kurz nachblickend im Strudel der Weisheiten.
Die da so wohlig strömen aus koreanischen Androidinnen
während um sie herum die Leben zerinnen
von Anwälten die für Freiheit streiten.
Crescendo! und Presto! schreit der Takt
alles spitzt sich zu und ständig hackt
der Schnitt in die Erzählungen.
Vom Altersheim aufs Schiff ins Zukunfts-Seoul
vom Hirten zur Atomkraft zum Pianostuhl
kommt der Schnitt schon vor den Verfehlungen.
Geht der Sklave über Bord?
Hält der Killer auch sein Wort?
Wie hoch sind der Preis und die Opferzahl?
Das erfahren wir erst beim nächsten Mal.
Gottseidank siegen meist die Guten
wies sich gehört: Sie entsteigen den Fluten
und sterben sie mal - ihre Ideen tuns nie
leben fort in der Zukunftsphantasie.
Und als die Fremde leibhaftig an
der Todesklippe hängt ja dann
gehts vor der Rettung nochmal eben
zum Spannungserhalt um andere Leben.
OT: "Cloud Atlas", D/USA 2012, Regie: A.&L.Wachowski/T.Tykwer, 172 Minuten