Fußballer wie Robin Gosens werden heute eigentlich keine Nationalspieler mehr. Gerade dafür feiern ihn die Fans. Wie ist der Junge vom Dorf zum Profi geworden?
Eine Wespe schwirrt im Schatten der Sonnenschirme über die Piazza Pontida im norditalienischen Bergamo und stürzt sich in einen Caesar Salad.
Bzzz. "Geh jetzt mal weg endlich." Bzzzzz. "Verzieh dich." BZZZZZZ! "Jetzt mal ehrlich. Was ist mit dir?!"
Eben noch hatte der Mann, der den Salat bestellt hat, von der italienischen Gelassenheit geschwärmt, der serenità, die in seinen vier Jahren als Linksverteidiger bei Atalanta Bergamo längst auf ihn übergegangen sei. Jetzt fuchtelt und flucht er. Die Wespe scheint unbeeindruckt, ahnungslos, wessen Essen sie da traktiert. Es ist der Salat von Robin Everardus Gosens, 27, aus Emmerich am Rhein, des unwahrscheinlichsten deutschen Nationalspielers.
Irgendwie sieht es so aus, als würde die lombardische vespa Robin Gosens parodieren. Aus dem Nichts ist sie aufgetaucht und verschwindet nicht mehr. Noch beim vierten und fünften Anflug stürmt sie so energisch in die Blätter wie beim ersten Mal. So muss es sich für die portugiesischen Verteidiger angefühlt haben, als Gosens im Sommer beim 4:1 im furiosen zweiten EM-Gruppenspiel zwei Tore vorbereitete und eins köpfte: Der stand doch eben noch hinten, wie kommt der plötzlich in unseren Strafraum? Warum wird der nicht müde? Und wer ist das überhaupt?
(...)
Original