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Service für Auswanderer: Relocation-Agenturen erleichtern den Start

Schließlich war es der Ahornbaum im Garten, der die kanadische Familie begeisterte. Dass das dazugehörige Haus den Vorstellungen nicht hundertprozentig entsprach, war ihnen danach egal -das neue Domizil in Deutschland war gefunden. "Bei einem Umzug in ein anderes Land spielen die Emotionen eine wichtige Rolle. Denn bei einem berufsbedingten Ortswechsel stehen die Menschen unter extremem Stress -fast wie bei einer Scheidung oder dem Tod eines Familienmitgliedes", erklärt Helmut Berg, Geschäftsführer der Relocation-Agentur RSB und Präsident des Branchenverbandes European Relocation Association (Eura).Relocation -wörtlich übersetzt bedeutet das Umsiedlung. Relocation-Services erleichtern den Menschen den Start in einer fremden Stadt oder in einem fremden Land, indem sie ihnen möglichst viele Erledigungen abnehmen: Sie kümmern sich um Einreiseformalitäten, Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, um die polizeiliche Anmeldung und die Umschreibung des Führerscheins. Die Dienstleister geben zudem bei einer individuellen Stadtrundfahrt Orientierung und suchen vor Ort nach einer geeigneten Wohnung. Sie finden darüber hinaus die passende Schule oder den Kindergarten für den Nachwuchs genauso wie die geeigneten Sprachkurse für die Erwachsenen. Sie organisieren interkulturelles Training, wählen die Spedition für den Umzug aus und nehmen den Arbeitsauswanderern auch die Eröffnung des Bankkontos in der neuen Heimat ab.Arbeitnehmer sind schneller einsetzbarDie Kosten übernimmt bei Mitarbeitern ab einer bestimmten Führungsebene meistens der Arbeitgeber -je nach Umfang der Dienstleistung können das mehrere Tausend Euro sein. Doch die Idee dahinter ist einfach: Je weniger sich der Mitarbeiter um Organisatorisches kümmern muss, desto schneller ist er am neuen Arbeitsplatz voll einsetzbar. "Außerdem ist es uns durch unsere guten Orts- und Marktkenntnisse auch möglich, günstigere Mietkonditionen auszuhandeln", ergänzt Helmut Berg. Beides spart dem Unternehmen unterm Strich Geld. Doch noch wichtiger ist: Die stressfreie Landung in der neuen Umgebung, die Unterstützung der Neuankömmlinge bei der Integration bis hin zur Karriereberatung des mitreisenden Ehepartners -das alles erhöht die Chancen, dass der Arbeitsplatzwechsel dauerhaft erfolgreich ist. So zeigen aktuelle Studien: Bricht ein Expatriate, also ein ins Ausland entsandter Mitarbeiter, seinen Auslandsaufenthalt vorzeitig ab, liegt das meistens nicht am Job, sondern an der Unzufriedenheit des Partners mit den eigenen Karriereoptionen oder anderen Anpassungsschwierigkeiten am neuen Standort. Wie wichtig die Familie ist, weiß man auch in den Personalabteilungen: "Ein Mitarbeiter kann sich nur wohlfühlen, wenn ihn die Familie unterstützt und den Umzug mitträgt. Nur dann ist eine Relocation Erfolg versprechend", erklärt Maria Caridia, Personalmanagerin in der Berliner Europa-Zentrale von Bentley Motors.Unternehmen erwarten eine große Mobilität von ihren Mitarbeitern. Nicht nur die Zahl der Entsendungen steigt kontinuierlich. Auch die Anzahl der Länder, in die die Mitarbeiter geschickt werden, wächst. Relocation-Services punkten hier mit länderspezifischen Fachkenntnissen nicht nur zu Kultur und Schulsystem, sondern auch bei Versicherungs- und Steuerfragen sowie der Vertragsgestaltung. Gleichzeitig versuchen Unternehmen, bei ihren Auslandsentsendungen Kosten zu senken. Die Aufenthalte werden kürzer, die Familien bleiben häufiger daheim. Vor allem im europäischen Ausland werden Mitarbeiter vermehrt als Wochenendpendler eingesetzt. Dennoch blickt die Relocation-Branche nach einem Einbruch im Herbst 2008 und einem Zuwachs von etwa 15Prozent im vergangenen Jahr optimistisch in die Zukunft. Ein neues Betätigungsfeld scheint sich in der Wiedereingliederung der Expatriaten nach ihrem Auslandseinsatz zu eröffnen. Denn als gescheitert gilt eine Auslandsentsendung auch, wenn der Mitarbeiter innerhalb eines Jahres nach seiner Rückkehr kündigt. Entsprechend aufmerksam kümmern sich die Unternehmen inzwischen um die optimale Repatriation ihrer Mitarbeiter.Umzugshilfe auch im InlandAuch umfangreiche nationale Umzüge werden zunehmend von Relocation-Service-Anbietern betreut. Ein so genannter "Group Move", wenn viele Mitarbeiter oder ganze Firmensitze verlagert werden, stellt dabei besondere Ansprüche an die beauftragte Agentur. Während bei einem eigenmotivierten Arbeitsplatzwechsel oder einer Entsendung ins Ausland neue Perspektiven und Karrierechancen locken, wird die Verlagerung des eigenen Arbeitsplatzes in eine andere Stadt meist sehr kritisch betrachtet. "Dabei muss der Relocation-Manager ganz andere psychologische Hintergründe und Gruppendynamiken berücksichtigen. Die Mitarbeiter sehen in der Regel zunächst nur die Risiken", beschreibt Helmut Berg das Problem. "Mit der Zeit beginnt die Gerüchteküche zu kochen", erzählt Markus Furtwängler, Leiter Change Management der Talanx AG, aus seiner Erfahrung mit der Umsetzung von rund 1000 Mitarbeitern kreuz und quer durch Deutschland. Bald machten Horrorszenarien von den neuen Standorten die Runde. "Mit geführten Wochenendtouren holte die Relocation-Agentur die Gespräche zurück auf eine sachliche Ebene", so Furtwängler.Die Relocation-Manager vor Ort, häufig freie Mitarbeiter, sollten nicht nur kaufmännische und juristische Vorkenntnisse haben und möglichst mehrere Sprachen beherrschen, sondern auch eine hohe soziale Kompetenz mitbringen: "Sie müssen auf die Menschen zugehen und sich in die Auftraggeber hineinversetzen können", erklärt Angelika Oelmann von der Berliner Agentur First Relocating. "Auch die Fähigkeit, sich auf verschiedene Nationalitäten und Kulturen einzustellen, ist wichtig." Quereinsteiger haben gute Chancen -umso mehr, wenn sie schon einmal selbst erfahren haben was es heißt, sich in einer neuen Heimat zurechtfinden zu müssen.------------------------------Erfolgreich umgesiedeltDer VerbandDer Europäische Relocation-Verband Eura wurde 1998 gegründet und hat mittlerweile rund 340 Mitglieder. 2007 wurde mit dem Eura Quality Seal die weltweit erste und einzige Qualitätszertifizierung für die Relocation-Branche eingeführt.www.eura-relocation.comAktuelle EntwicklungDer Eura-Index gibt Aufschluss über die aktuelle Entwicklung der Branche in Europa. Dazu werden die teilnehmenden Unternehmen monatlich nach dem Geschäftsverlauf im vergangenen Monat und nach ihren Erwartungen für die kommenden vier Wochen beziehungsweise das anstehende halbe Jahr befragt.StudienStudien wie der Global Relocation Trends Survey 2010, die die neuen Trends im Entsendungsmanagement zeigen, finden sich zum Beispiel auf der englischsprachigen Homepage von Brookfield Global Relocation Services.www.brookfieldgrs.com(Insights ideas Global Relocation)Eine Untersuchung zur internationalen Mitarbeiterentsendung führte auch ECA International unter dem Titel Managing Mobility 2010 durch.www.eca-international.comMercer veröffentlichte in dem International Assignments Survey 2010 ebenfalls interessante Ergebnisse.www.mercer.de------------------------------Grafik: Häufigste Ursachen für das Scheitern einer AuslandsentsendungFoto: Den Umzug organisieren Relocation-Services für Arbeitsumsiedler. Sie suchen auch das neue Domizil.

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