Weltreporter-Magazin, 6.6.2023 –
Vor 25 Jahren trat der indonesische Diktator Suharto
nach einer kurzen und klanglosen Rede zurück. Kaum jemand hatte damals
damit gerechnet, dass der „lächelnde General“ friedlich abtreten würde:
Während seiner 32-jährigen Gewaltherrschaft wurden zwischen einer halben und drei Millionen Menschen ermordet
– die Schätzungen variieren – die meisten wegen des Vorwurfs, dass sie
dem Kommunismus anhingen. Nur wenige Tage vor Suhartos Rücktritt hatten
dessen Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Jakarta noch vier Studenten
erschossen. Vorausgegangen waren monatelange Massenproteste und
gewaltsame Ausschreitungen im ganzen Land, getrieben von der damaligen Finanz- und Wirtschaftskrise in ganz Südostasien und einer starken Studentenbewegung, die für Menschenrechte und Mitbestimmung kämpfte.
Seit der „Reformasi“, wie das Ende der Diktatur in Indonesien genannt wird, hat sich das Land mit der viertgrößten Bevölkerung der Welt zu einer weitgehend stabilen Demokratie sowie aufstrebenden Wirtschaftsmacht und wichtigem Mitglied der G20 entwickelt. Beobachter zeigen sich allerdings besorgt über die erneut zunehmend autoritären Züge der indonesischen Politik: Kritik am Präsidenten kann künftig zu Haftstrafen führen, die Pressefreiheit wird durch neue Gesetze gefährdet, Arbeiterrechte werden beschnitten, Frauen und LGBTQ sehen sich mit diskriminierenden Regeln konfrontiert, die bis tief in ihre Privatsphäre reichen. Weiterer Grund zur Besorgnis ist der steigende Einfluss islamistischer Gruppen im Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt.
Ich habe die Proteste 1998 teilweise selbst miterlebt und die
Entwicklungen seitdem aus der Nähe verfolgt. Meinen persönlichen
Rückblick auf die letzten 25 Jahre könne Sie hier lesen:
Außerdem habe ich mit drei früheren Aktivisten über ihre Hoffnungen und Enttäuschungen seit dem Umsturz gesprochen: Andy Yentriyani, heute Vorsitzende der Nationalen Kommission für Frauenrechte, Yanedi Jagau, heute Direktor der Umweltorganisation Borneo Institute, und Goenawan Mohamad, damals wie heute Gründer und Herausgeber des Nachrichtenmagazins Tempo. Das Interview können Sie hier nachlesen:
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