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Chinas neuer Premiumanspruch

Der chinesische Hersteller Li Auto klaut deutschen Premiummarken wie Audi, BMW und Mercedes gerade kräftig Kunden. Aber: Wer ist das eigentlich?

- Li Auto ist ein chinesischer NEV-Produzent.
- Große Erfolge mit Range-Extender-Modellen.
- Eine Geschichte für Table.Media.

Li Auto hat in China Großes vor. Die Marke möchte die enormen Wachstumsquoten der vergangenen Jahre aufrechterhalten und zum größten Premiumhersteller der Volksrepublik werden. „Unser Ziel ist es, im Jahr 2024 gemessen am Absatz die Nummer eins unter den Premium-Automarken in China zu werden", kündigte Gründer und CEO Li Xiang an. Und das, obwohl die Technologie zumindest in Europa eher verpönt ist. Audi, Mercedes und BMW spüren jedoch die Auswirkungen schon jetzt.


Li Auto auf dem Vormarsch

Im Jahr 2024 möchte die Marke 800.000 Fahrzeuge absetzen. Selbst für chinesische Verhältnisse ist das ein sehr selbstbewusstes Ziel. Denn im Jahr 2023 setzte das Unternehmen gerade einmal 376.000 Stück ab. Also nicht einmal die Hälfte. Doch der Trend spricht für Li Auto. Denn im vergangenen Geschäftsjahr setzte die Marke um 182 Prozent mehr ab als noch 2022. Einen ausführlichen Blick gibt es hier: „ Wie der chinesische E-Autobauer Li Auto den Deutschen im Premiumsegment Konkurrenz machen will ".


Rein technisch ist der Erfolg erstaunlich. Li Auto hat aktuell nur vier Modelle im Angebot - One, L9, L8 und L7. Bei allen vier handelt es sich um Range Extender Modelle. Das bedeutet, dass zwar grundsätzlich ein Elektromotor das Auto antreibt, es allerdings einen kleinen Motor gibt, der Strom erzeugt, sollte der Akku leer werden. In Europa kam diese Technik nie wirklich aus den Startblöcken. „Weil erstens die Energieverluste bei der Stromerzeugung sehr hoch sind, zweitens die rein elektrische Reichweite gering ist und drittens der zusätzliche Motor samt Tank Gewicht und Wartungsaufwand erhöht", wie ich in der Langfassung der Geschichte schreibe.


Doch Li Auto hat andere Stärken. Vor allem mit der (Unterhaltungs)Elektronik an Bord weiß die Marke zu überzeugen. Auch treffen die Fahrzeuge schlicht den Geschmack der Chinesen - weil die Autos groß sind. Noch in diesem Jahr soll etwa der L6 auf den Markt kommen. Es wird mit einer Länge von etwa 4,90 Metern das kürzeste Modell von Li Auto werden. Damit ist ihr kleinstes SUV in etwa so lang wie der BMW X5, der hierzulande als üppig dimensioniert gilt. Chinesen verbinden die Größe eines Autos mit Qualität.


Sogar ein Premium-Van funktioniert

Das Wachstum für das Jahr 2024 soll auch dadurch zustande kommen, dass Li Auto neue Segmente bedienen wird, in denen sie bisher nicht vertreten sind. Zum einen mit dem erwähnten L6 und zum anderen mit dem Mega. Es wird das erste vollelektrische Auto der Marke sein. Es ist gleichzeitig das größte Modell und ein Van. Ein Premium-Luxus-Van für knapp unter 80.000 Euro.


Die Entscheidung ist auch deswegen mutig, weil Vans in China ein ähnliches Nischendasein fristen wie hier in Europa. Doch in der Volksrepublik ist das Interesse am Mega groß. Tatsächlich könnte es Li Auto schaffen, das Segment zu reanimieren und sich damit zum großen Gewinner in der Schlacht um Marktanteile aufschwingen. Die Marke ist ein weiteres Beispiel, wie deutsche Automarken in China unter Druck stehen. Noch arbeitet die gesamte Branche daran, eine neue Chinastrategie zu finden. Das dürfte nicht leicht sein. Denn auch wegen der Zwangsarbeit stehen die Hersteller unter Beobachtung.

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