Hamburg – Wer hat DAS genehmigt?
Während in Saal 300 des Hamburger Landgerichts der zweite Verhandlungstag im Prozess gegen Ex-KZ-Wachmann Bruno D. beginnt, versammeln sich neun Männer vor dem Gebäude. Die meisten von ihnen verstecken sich hinter Sonnenbrillen und Mützen, andere zeigen sich offen.
Darunter: Hamburgs NPD-Vorsitzender Lennart Schwarzbach (29) und der Berliner Ex-Lehrer und Hass-Youtuber Nikolai Nerling (39), der 2018 wegen antisemitischer Propaganda aus dem Schuldienst entlassen wurde.Offiziell läuft ihre Versammlung unter dem harmlos klingenden Motto „Für Menschenwürde in der Justiz". Doch 1,5 Stunden lang verkünden sie ungehindert rechte Verschwörungstheorien.
Sie verharmlosen den Holocaust und fordern einen Freispruch für den Angeklagten Bruno D., dem die Staatsanwaltschaft Beihilfe zum Mord in mehr als 5230 Fällen vorwirft. Eine Verhöhnung der Opfer.
Gegendemonstranten? Fehlanzeige.Nur eine Mini-Mahnwache des Auschwitz-Komitees bietet den Rechtsradikalen auf der anderen Straßenseite mit einem Transparent („Gegen das Vergessen") die Stirn. Susanne Kondoch-Klockow aus dem Vorstand des Vereins: „Gruselig, diese Leute leugnen die Geschichte."
Um 12 Uhr verschwindet die Gruppe wieder. Vorher ruft Reichsbürger Nikolai Nerling noch triumphierend zur nächsten Versammlung auf: „Kommen Sie zahlreich. Wie Sie sehen, können wir hier völlig ungestört unsere Meinung sagen!"Gegenüber BILD konstatiert die Polizei lapidar: „Die Versammlung verlief störungsfrei. Der Inhalt der Redebeiträge war strafrechtlich nicht relevant."
Justiz-Senator Till Steffen (46, Grüne) findet immerhin deutlichere Worte: „Wer dieses monströse Verbrechen an der Menschlichkeit verleugnet oder verharmlost, verstößt gegen die Grundwerte unserer Gesellschaft und unserer Demokratie." Original