Schwerin – Wer für Sicherheit zuständig ist, sollte auch Ordnung im Blick haben.
Erneut gibt es schwere Vorwürfe gegen den Sicherheitsdienst Securitas (21 500 Mitarbeiter), der schon wegen der Arbeitsbedingungen am Hamburger Flughafen in der Kritik stand. Diesmal geht's um die Zustände in einem Ausbildungszentrum in Schwerin!
David O. (19) aus Potsdam und Lucas S. (22) aus Berlin wohnten und lernten 2017 und 2018 in dem ehemaligen Hotel, das Securitas nutzt.
Nach ihren Fotos, Videos und Dienstplänen, die BILD vorliegen, herrschen dort haarsträubende Missstände! Die Vorwürfe:Dreck und Ungeziefer
Zum Kochen habe ihnen nur eine total verdreckte Küche mit vielen defekten Geräten zur Verfügung gestanden. David O.: „Ich habe das ,Knast-Kochen' genannt." Lucas S.: „Das Leitungswasser mussten wir abkochen, sonst bekam man Bauchschmerzen."
Es habe von Kakerlaken und Mäusen gewimmelt, Wasser sei aus der Decke getropft, die Heizung sei oft ausgefallen. S.: „Wir haben die Dusche heiß laufen lassen, um die Zimmer zu wärmen."
Trotzdem hätten die Azubis für ihre Unterkunft 150 Euro im Monat zahlen müssen.Schikanen und Willkür
Der Ausbildungsleiter (63) habe ein straffes Regiment geführt. Lucas S.: „Sein Motto: ,Mach, was ich will, oder du fliegst!'" Das passierte David O., als er sich über den Schmutz beschwerte: „Obwohl ich einer der besten Berufsschüler war, wurde mir fristlos gekündigt." Angeblich, weil er geklaut hatte - was er bestreitet.
Auch ein Ex-Azubi aus Hamburg (23, möchte anonym bleiben) habe rebelliert: „Ich wurde danach grundlos angeschrien." Einmal habe er mit einem Kollegen nach München und zurück fahren müssen, um ein Auto umzutauschen. 22 Stunden ohne Pause.
Sein bitteres Fazit: „Das Ausbildungszentrum ist der größte Dreck überhaupt."Ausbeutung und Stress
Schon im ersten Lehrjahr hätten sie Jobs erledigt, für die sonst nur „Fachkräfte für Schutz und Sicherheit" eingesetzt werden dürfen: Sie hätten z. B. ohne Aufsicht die Fußball-Ultras am Dortmunder Stadion kontrollieren müssen.
Mit „Minusstunden" seien sie zu Einsätzen gezwungen worden. Lucas S.: „Einen Tag vor meinem Urlaub wurde ich für zehn Tage arbeiten geschickt, weil mir angeblich Stunden fehlten. Mir wurde gedroht, ich würde die Ausbildung sonst nicht schaffen." Im Sommer 2018 war er ausgebrannt, meldete sich krank. Es folgte die Kündigung.
Was sagt Securitas zu den Vorwürfen?Ein Sprecher will sich nicht zu Details äußern. Aber: „Gemäß unseres ,Code of Conduct' wurde eine interne Untersuchung eingeleitet." Original