Am 26. März 2020 bestätigt das Robert Koch-Institut in Deutschland 36.508 Covid-19-Infizierte und 198 Verstorbene. Neben dem Universitätsklinikum Münster klingelt im ersten Stock eines Containerbaus ein Telefon. Es ist 9.05 Uhr, vor einer Stunde begann die Frühschicht von Chiara Mewe, 24, Medizinstudentin. Sie trägt Einweg-OP-Maske, dreilagig, aus Vlies.
Chiara: Corona-Hotline der Uni-Klinik Münster, hallo!
Dr. N.: Ja, hallo, Herr Dr. N. Ich habe einen ganz besonderen Fall hier. Eine Patientin hat bei mir angerufen, 32 Jahre jung, verheiratet mit einem kerngesunden Mann, 34. Er ist jetzt tot. Ungeklärte Todesursache, gestern offenbar mittags verstorben, hatte Halskratzen, keinen Husten, kein Fieber. Die Kripo ist da gewesen, hat auch einen Abstrich gemacht. Hier besteht der dringende Verdacht, dass Corona im Spiel ist ...
Chiara.: ... ja ...
Der Arzt fällt Chiara ins Wort. Sein Name kann hier aus Datenschutzgründen nicht genannt werden:
Dr. N.: Ich wollte jetzt die junge Frau und ihren Vater zu Ihnen schicken.
Chiara: Eine Frage zum Verstorbenen, ist das Abstrichergebnis schon da?
Dr. N.: Nein, das liegt noch nicht vor ...
Im Container mit kahlen Wänden ist das Telefon auf Lautsprecher gestellt, neben Chiara sitzen zwei Frauen, sie studieren auch Medizin und nehmen Anrufe entgegen. Auf den Tischen vor ihnen stehen Windows-Rechner und Telefone, auf einem davon liegen Schogetten, Feuchttücher und zwei Sorten Hustenbonbons, Eukalyptus und Salbei. Es riecht nach Kunstfaserteppich.
Chiara: Wir sind ja hier die studentische Hotline. Ich würde jetzt gerne einmal mit einem unserer Ärzte sprechen und Sie dann durchstellen. Ich habe das aber aufgenommen und würde Ihnen schon mal einen Termin geben für Ihre Patienten.
Alltag in der Corona-Hotline.
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