Es war ein Samstag im August 2017, es roch nach Zuckerwatte, als Sophie die Spur ihres toten Großvaters vor einem Geisterhaus entdeckte. Das Mädchen, 13 Jahre alt, erlebte diesen Tag im "Freizeit-Land" in Geiselwind, über 400.000 Quadratmeter groß, in Unterfranken. Mit ihren Freunden, Ministranten wie sie, fuhr Sophie im Break Dance und mit der Wildwasserbahn, sie aß eine Pizza mit Schinken. Um halb vier nachmittags kam sie an den Rand des Parks zu einer grünen Villa mit Plastikskeletten und Grabsteinen am Eingang, "Dr. Lehmann Horror Lazarett".
Sophie, sie gruselte sich gern, stellte sich an einen der Grabsteine, las die Inschrift "unvergessen", dann sah sie einen Namen und Daten eines Lebens, die sie kannte - es war der Grabstein ihres toten Großvaters.
Sophie erzählt von ihrer Entdeckung, vier Monate danach, in einem Wohnzimmer in Lichtenfels, mit Bauhaus-Tapete und DDR-Puppen im Regal. Gegenüber sitzt die Großmutter mit verschränkten Armen im Sessel, Petra Dahla, die wie ihre Enkelin in Wahrheit anders heißt, 62 Jahre alt ist und Witwe. Sophie sagt: "Ich kannte seinen Grabstein doch, ich habe die Stiefmütterchen auf dem Friedhof oft gegossen."
Die anderen im Freizeitpark, daran erinnert sich Sophie, glaubten ihr nicht an jenem Tag, "Zufall", hätten sie gesagt. Das Mädchen machte ein Foto mit dem Handy, schickte es seiner Mutter per WhatsApp, rief an, die Stimme brach beim Sprechen. Die Frau beruhigte ihre Tochter, legte auf, wählte die Nummer ihrer eigenen Mutter: "Es ist etwas passiert", begann sie. Da brach eine Tragödie über Petra Dahla herein, 21 Jahre nachdem ihre große Liebe Herbert gestorben war.
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