Wenn man Studien glaubt, ist Wien die lebenswerteste Stadt der Welt. Doch nicht nur die historische Stadt selbst ist von Mythen umrankt, auch über ihre Bewohnerinnen und Bewohner wird sich außerhalb der Stadt- und Landesgrenzen einiges erzählt.
Wir, die hier leben und lieben, haben oft Probleme damit zu akzeptieren, dass hinter einigen dieser Klischees allzu oft doch ein Fünkchen Wahrheit liegt. Auch wenn wir es gerne vehement abstreiten: Wie würde ein Leben in unserer Lieblingsstadt aussehen, wenn wirklich alles, was über uns gesagt wird, auf gut Wienerisch „a Schas" wäre?
Ganz oben auf dem Vorurteil Ranking steht stets ein Punkt: Der Wiener Grant. Stimmt gar nicht? Hm... Was wäre, wenn die gesamte Stadt auf einmal nicht mit Grant, sondern mit ungespielter Freundlichkeit punkten würde? Das hört sich selbst beim Verfassen dieses Satzes schon falsch an. Kellner wären plötzlich nett und zuvorkommend, Ticketkontrolleure würden verständnisvoll nickend allerlei Ausreden gelten lassen und in einer verspäteten U6 zur Rush Hour würde man statt „Hauts de weg de scheiß U6!!!" so etwas wie „Ach, das ist doch nicht schlimm, auf die paar Minuten kommts ja auch nicht an" zu hören bekommen. Klingt wirklich irgendwie komisch.
Grantige Leute und eine U6 Station
Der Wiener Grant in der Gastro, damals wie heute
Ein grantiges Wiener Schnitzel und ja, es hasst dich!
Ein weiterer Punkt, durch den sich Wienerinnen und Wiener angeblich auszeichnen, ist die sogenannte Wiener Gemütlichkeit. „A Kaffetschi homma imma no trunkn, ge?" Selbst wenn die Zeit eigentlich schon längst drängen sollte, sitzt so mancher Stadtbewohner gerne noch in einem seiner geliebten Kaffeehäuser (übrigens auch ein Klischee, über das man sprechen könnte!) und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Wäre dem nicht so, würde es hier vermutlich zugehen wie in New York, London und sondergleichen - diese stressgeladenen Schwingungen gepaart mit dem Grant? Na bitte ned.
Den dritten und vorerst letzten Punkt dieser Liste belegt eines meiner persönlichen Lieblingsthemen: Das Essen. Schnitzel hier, Würstelstand da, in puncto „Kalorien sind wurscht, Hauptsache es schmeckt guad" kann man Wien angeblich wenig vormachen. Stimmt nicht? Statt eines Würstelstands an gefühlt jeder Ecke würde sich der stets auf seine Ernährung achtende Wiener lieber so etwas wie einen „Grillgemüsestand" wünschen. Das Schnitzel müsste einer fleischlosen Alternative weichen - ohne Panier, versteht sich. Auch Bier und Spritzwein wären Geschichte, stattdessen stünden Green Smoothies und Detox Tees ganz oben auf jeder Getränkekarte. Des muss ned sein.
Fazit: Wien ohne seine charmanten Einwohnerinnen und Einwohner wäre nicht Wien, Stress ist ungemütlich und wer steht den bitte auf gesunde Alternativen? Auch wenn es uns manchmal schwerfällt, das zu akzeptieren: Wir Wienerinnen und Wiener sind oftmals genau so, wie es sich die anderen vorstellen. Und das ist auch gut so! Meistens zumindest...