Eine Meditationsapp, damit die Menschen sich auf das Wichtige rückbesinnen. Und eine Öko-Kommune als Pause von der freien Marktwirtschaft. Beide sind Ideen, mittels derer ein Junge namens „Earthboi" - der menschgewordene Sohn der Natur - seinen Follower*innen beibringen will, wieder im Einklang mit der Natur zu leben. Der 31-jährige Illustrator Lukas Jüliger nimmt die Leser*innen in seiner neuen Graphic Novel „Unfollow" mit auf Earthbois Odyssee durch die (Un-)Belehrbarkeit der Menschheit.
Die fiktionale Geschichte ist nah dran an der Realität. Der Unterschied zur Wirklichkeit ist die Existenz von Öko-Messias Earthboi. Er wächst in einem Pflegeheim auf. Die Kinder, die er dort trifft, sind die Erzähler der Geschichte. Gemeinsam mit ihnen will er die Menschen vor sich selbst retten.
Das ist notwendig, denn die menschgemachte Klimaerwärmung ist die omnipräsente Bedrohung der Geschichte. Aber gegen die Natur des Menschen helfen Earthbois Ideen erst mal nichts. Der Mensch gilt für Earthboi als unveränderbar und der Planet daher als unrettbar. Aber ist dieser Pessimismus wirklich angebracht? Schließlich arbeiten auch in unserer Realität derzeit unzählige Menschen daran, Klimagerechtigkeit herzustellen. Ein stumpfes „wir schaffen das eh nicht, weil der Mensch einfach böse ist" greift zu kurz.
Werkzeuge wie Apps könnten dabei tatsächlich Teil der Lösung sein: Apps für Carsharing-Dienste oder smarte Heizsysteme können für mehr Effizienz sorgen. Man sollte nur nicht vergessen, dass eine Digitalisierung, die nicht nachhaltig gestaltet wird, die Klimaerwärmung anheizen kann.Selbst wenn unsere Abläufe mittels Technologie noch so effizient werden, ändert diese Entwicklung allein nichts daran, dass der Kapitalismus die Wirtschaft zum Wachstum zwingt. Bezüglich der Klimakrise bedeutet das: Wir müssen nicht primär das Klima, die Eisbären oder die Gletscher retten. Sondern uns selbst.