Luník IX in der ostslowakischen Stadt Košice gilt als eines der größten Roma-Ghettos Europas. Eine Ausstellung im Haus am Kleistpark zeigt fotografische und akustische Porträts.
Die Mauern sind sozialer und teilweise höchst realer Art. Mit den Mauern aus Vorurteilen und Armut, die Europas größte Minderheit von den Mehrheitsgesellschaften isolieren, wird man sofort konfrontiert, wenn man die audiovisuelle Ausstellung „Millionaires of Time ..." betritt. Im schmalen Flur, der zu dem Projektraum des Hauses am Kleistpark führt, zeigt eine Fotografie heruntergekommene Wohnblöcke, Fenster ohne Scheiben, Feuer, Rauchschwaden; die von Gewalt geprägte Tristesse eines Ghettos. Auf der gegenüberliegenden Seite: zwei Bilder von Jungs in dunklen Jacken. Ihre Handbewegungen sind so flink, dass sie nur verwischt festgehalten wurden.
Die Berliner Fotografin Anja Schäfer bezieht sich mit ihren Arbeiten auf die gängigsten Vorurteile über Roma - besonders im Blick auf Luník IX, einen Stadtbezirk der ostslowakischen Stadt Košice. In Luník IX gibt es nur wenige Stunden am Tag Strom, und fast alle Menschen sind arbeitslos. Luník IX gilt als eines der größten Roma-Ghettos Europas. Wer dorthin fahre, sagt ein Taxifahrer in einem der Audiotracks der österreichischen Hörfunkautorin Elisabeth Putz, gehe auf Safari - weil man sich nicht traue, aus dem Auto zu steigen. Und die wilden Tiere? Das sind nach dieser Logik die Roma. (...)
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