„Fleisch ist ein Stück Lebenskraft!" Das mag sein, doch gerade beim Pferdefleisch scheiden sich die Geister. Teilweise jedenfalls, denn während sich vielen allein bei dem Gedanken an Pferdefleisch der Magen umdreht, ist es für andere ein Lebensmittellieferant wie Rind und Schwein. Ein Trugschluss, denn das Hauspferd schafft auch in Deutschland den Sprung vom Freizeitkameraden zum gewöhnlichen Schnitzel nicht. Warum das so ist, sollen die nachfolgenden Hintergründe beleuchten.
Fleischbestimmungen in der EUEs sind die Lebensmitteskandale, die dafür gesorgt haben, dass Fleisch rückverfolgbar sein soll. Soweit die Theorie. Landwirte wissen ein Lied davon zu singen, welche strengen Bestimmungen sie zu befolgen haben. Diese Gesetze begleiten das Tier von Geburt an und entlassen den Landwirt eigentlich gar nicht aus der Haftung. Nicht einmal mit dem Tod des Tieres. Er ist dafür verantwortlich, dass seine Tiere streng nach Vorschrift gefüttert, gehalten und mit Medikamenten behandelt werden. Als Fachmann kennt er die Bestimmungen und wird sich für gewöhnlich hüten nachlässig zu sein, denn bei Verfehlungen muss er damit rechnen, dass sein Betrieb geschlossen und er hart bestraft wird. Der Grund, warum Fleischskandale in der Mast trotzdem nicht ausbleiben, liegt vor allem darin begründet, dass die konventionelle Tiermast ohne Medikamente und Mastbeschleuniger kaum auskommt. Wer es schafft an den Gesetzen vorbei zu mauscheln, kann ordentlich daran verdienen. Die Ergebnisse sind allen kritischen Verbrauchern hinlänglich bekannt. Landwirte sind strengen Kontrollen unterworfen. Sie zu umgehen, erfordert ein gehöriges Maß an krimineller Energie und das trifft für die meisten Landwirte nicht zu. Schließlich produzieren sie Lebensmittel. Das ist bei beim Pferd anders.
Was ist anders beim Pferdefleisch?Das Pferd ist in Deutschland kein typischer Fleischlieferant. Das hat vor allem zwei Gründe. Erstens liegt die sprichwörtliche Abneigung des Deutschen gegenüber Pferdefleisch in seiner Geschichte begründet. Viele Wissenschaftler verdanken ihre Doktorwürde der Erforschung der besonderen Beziehung des Bundesbürgers zum Pferd. Vergleiche finden sich natürlich auch bei anderen Völkern, wie bei den Briten, den Iren und den Argentiniern. Zweitens - und dieser Grund wirkt erheblich schwerer - ist das Pferd nur selten in Besitz eines Landwirtes, sondern ist Freizeitpartner und Sportkamerad. Über 70% der Reiter sind unter 21 Jahre alt. Das Pferd ist Seelentröster, Pubertätsversicherung, Gefährte und Familienmitglied. Aus der Sicht des Pferdefreundes besteht sein Kamerad natürlich auch aus Fleisch, so wie der Mensch übrigens auch. Stößt dem Tier etwas zu, kommt der Tierarzt. Er behandelt das Pferd mit all ihm zur Verfügung stehenden Mitteln und das sind sehr viele. Für das Pferd stehen erheblich mehr Arzneimittel zur Verfügung, als das für Nutztiere der Fall ist. Zudem finden Medikamente aus der Humanmedizin häufig den Weg in den Pferdestall. Das können Schmerzmittel sein, Herzmedikamente, krampflösende Mittel oder auch Dopingpräparate. Da sich viele Arzneimittel im Muskelfleisch ablagern und das Pferd naturgemäß recht hohe Dosen bekommt, ist leicht vorstellbar, dass solches Fleisch nicht auf den Teller gehört.
Schon vor Jahren hat ein britischer Tierarzt das ausgesprochen, was weltweit alle Pferdebesitzer wissen: „Pferdefleisch ist häufig hochbelastet und es gibt derzeit keine Möglichkeit, den Verbraucher zu schützen."
Passiert ist nichts. Dabei sollte eine gesetzliche und höchst umstrittene EU-Bestimmung den Verbraucher eigentlich schützen. Die Rede ist vom Equidenpass. Er wurde EU-weit erzwungen, weil es eben doch Länder gibt, in denen Pferd gegessen wird (z.B. Italien und Frankreich). Der Equidenpass macht aber aus einem Pferdehalter noch keinen "Produzenten" von Lebensmitteln. Viele Pferdefreunde kennen das Dokument bis heute nicht und wissen noch weniger um die Wirkung von Arzneimitteln in ihrem Pferd bescheid. Daran wird sich auch kaum etwas ändern, denn jeder kann sich ein Pferd kaufen. Die Pflicht sich zu informieren nützt dort nichts, wo das Wissen darum nicht vorhanden ist.
Der PferdepassSeit dem 1.7.2000 müssen Pferde und andere Equiden, einen sogenannten Equidenpass besitzen. Er ist der Personalausweis des Pferdes. Der Pass dient nicht als Diebstahlschutz und nicht als Eigentumsnachweis. Sein einziges Ziel ist, das Pferd zweifelsfrei identifizieren zu können. Hier zählt der Grundgedanke anderer europäischer Länder, in denen das Pferd erst Nutztier und dann ein Schlachttier ist. In GB und Deutschland ist das zwar nicht der Fall, das ändert aber nichts an der Verordnung. Ein weiteres Ziel ist der Schutz vor Tierseuchen. Mit einer Registrierung sollen Pferde leichter ausfindig gemacht werden. Soweit auch hier die Theorie.
Antrag und Umgang mit dem PferdepassDer Pferdepass wird bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung oder beim zuständigen Zuchtverband beantragt. Das hängt davon ab, ob für das Pferd ein Abstammungsnachweis existiert. Alle Daten werden aber bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung verwahrt. Seit 2008 braucht das Pferd außerdem einen Mikrochip. Der Chip hat eine Nummer, die über ein Lesegerät sichtbar gemacht und im Equidenpass vermerkt wird. Ohne Pass darf das Pferd weder transportiert, noch gehandelt werden, sonst drohen Bußgelder, die auch durchaus schon verhängt wurden. Stirbt das Pferd, muss der Pass an das ausstellende Organ zurückgeschickt werden. Dass es immer wieder vorkommt, dass in einem Pferd zufällig gleich mehrere Mikrochips entdeckt werden, sei nur am Rande erwähnt.
Schlachtpferd oder Nicht-SchlachtpferdWer heute ein Pferd ohne Pass kauft, hat keine Wahlmöglichkeit. Es bleibt nur der Eintrag zum Nicht-Schlachtpferd, mit Ausnahme von Fohlen. Der Schlachtpferde-Eintrag bedeutet, dass jede Behandlung des Pferdes im Pass und im Bestandsbuch vermerkt werden muss. Bei einer möglichen Schlachtung müssen Wartezeiten eingehalten werden, wie bei jedem anderen Nutztier auch. Für das Nicht-Schlachtpferd ändert sich nichts. Eine Änderung vom Schlachtpferd zum Nicht-Schlachtpferd ist aber jederzeit möglich und auch üblich. Viele Züchter lassen ihre Fohlen zunächst als Schlachtpferd eintragen, damit der spätere Eigentümer selbst entscheiden kann. Ein Schlachtpferd muss natürlich nicht geschlachtet werden. Auch ein Einschläfern mit anschließender (kostenpflichtiger) Entsorgung ist möglich und wird auch praktiziert. Der Eigentümer des Pferdes hat lediglich die Option einer Schlachtung.
Pferdefleisch, ein Endlos-SkandalDie Unsicherheit bei den Verbrauchern bleibtbestehen, geschürt durch weitere Veröffentlichungen Anfang 2013. Als problematisch hat sich herausgestellt, dass nicht alle Produkte auffälliger Hersteller aus dem Verkauf genommen, sondern häufig weiter vertrieben werden. Bis zur endgültigen Identifizierung von Pferde-DNA können Wochen vergehen. In Berlin wurde im März 2013 abermals Pferd in Dönerfleisch nachgewiesen, das im Februar ungeprüft verkauft wurde. Die Spieße stammen aus deutscher Herstellung. Weitere Pferdefleischfunde gab es außerdem in Fleischkonserven. Während Agrarministerin Ilse Aigner 2013 (CSU) weiterhin Konsequenzen fordert, hatten die ersten Unternehmen reagiert. Das schwedische Möbelhaus hatte kurzerhand seine Fleischlieferanten für Köttbullar um die Hälfte reduziert. Die Rohmasse für die Herstellung der Fleischbällchen erfolgt seitdem nur noch über ausgesuchte Lieferanten. Das Unternehmen kündigte außerdem strenge Kontrollen und regelmäßige DNA-Tests an. Laut „Spiegel" sind 144 Tonnen Pferdefleisch illegal nach Deutschland gelangt und verarbeitet worden.
Der Lebensmittelskandal um das Pferdefleisch hat einen wichtigen Nebeneffekt. Er ermöglicht einen Einblick in die Handelswege von Lebensmitteln und zeigt Schwachstellen auf, die für den Verbraucher ernste Folgen haben können. Und der muss nun selbst entscheiden, ob er die Verantwortung für sich übernimmt oder sie anderen überlässt. Als problematisch stellt sich dabei heraus, dass die meisten Verbraucher so weit von der Landwirtschaft und der Lebensmittelgewinnung entfernt sind, dass es fast unmöglich ist vollständig aufzuklären, selbst wenn es nur um die legalen Vorgänge geht. (Lila-Kuh-Effekt)
Erneuter RückblickIm Mai 2011 verfasste der damalige Lebensmittelaufseher John Young (FSA-Lebensmittelaufsicht in GB) einen Brief an den zuständigen Minister. Damit folgte er offensichtlich der Bitte des Unternehmens „High Peak Meat Exports", dem derzeit größten britischen Pferdefleisch-Exporteur. Young soll ausgeführt haben, dass die Equidenpässe keinen Verbraucherschutz darstellen. Dabei ging es besonders um den Nachweis des Medikaments Phenylbutazon im Pferdefleisch.
Eine Reaktion erfolgte nicht. Mittlerweile heißt es sogar, ein solches Schreiben sei nie eingegangen.
Im Januar 2012 erklärte der britische Umweltminister David Heath, dass in acht, in GB geschlachteten Pferden, Phenylbutazon (1) nachgewiesen werden konnte. Das Fleisch von drei Pferden war zu diesem Zeitpunkt bereits in Frankreich verarbeitet und verkauft worden.
Mitte Februar schwappte der Skandal dann nach Deutschland. In immer mehr Produkten wird Pferdefleisch oder PferdeDNA gefunden.
Trotzdem wies der deutsche Lebensmittelhandel Vorwürfe zurück. Man erklärte, der Sorgfaltspflicht „umgehend" nachgekommen zu sein und war der Meinung, dass nur umgehende Bestrafung vor Betrug schützt.
Und woher stammt das Pferdefleisch?Lettland, Polen und Rumänien werden als Lieferanten von Pferdefleisch besonders häufig genannt. In Rumänien könnte das Kutschenverbot dazu beigetragen haben, dass Schlachter zumindest vorübergehend ein lukratives Geschäft gewittert haben. Um die 100 Euro sollen sie den Pferdebesitzern versprochen haben, die so ihr nutzlos gewordenes Pferd verkaufen können. Allerdings besteht dieses Verbot bereits seit sechs Jahren und rumänische Tierschützer berichten, dass sich die Zahl der Kutschen in den Außenbereichen nicht reduziert hat.
Aus Schweden wird erklärt, dass dort 6000 Pferde im Bestand fehlen und nicht zuletzt bleiben die ausgesetzten irischen und spanischen Pferde und deren teilweiser Verbleib ein Rätsel.
In Ungarn und Italien soll es Zuchtbetriebe geben, die ausschließlich Pferde für den Verzehr „produzieren". Auch von Mastanlagen in Italien ist die Rede. Hier stellt sich allerdings die Frage, ob Importpferde aus Europa (Stichwort: Schlachtpferdetransport) wieder aufgepäppelt oder tatsächlich gemästet werden.
In den USA wird aus dem Hormon trächtiger Stuten (Presomen (2) )ein Medikament hergestellt. Die geborenen Fohlen sind überflüssig.
Das Problem der Tiroler Haflinger und Freiberger ist den Pferdefreunden hinreichend bekannt. Und nicht zuletzt ist die Stutenmilchproduktion ein Thema. Auch hier werden die Fohlen zu Fleischlieferanten und oft lebend nach Italien transportiert.
Aktuell: Argentinien und FrankreichEnde 2014 berichtete eine schweizer Tierschutzorganisation, dass es in Argentinien einen illegalen Fleischhandel gibt, dem auch Pferde zum Opfer fallen, die nachweislich und mit gefälschten Papieren nach Europa geliefert werden. Hauptabnehmer ist die Schweiz, so die Tierschützer, die mit versteckter Kamera drehten, teilweise direkt aus den Schlachthäusern heraus.. Das Fleisch stammt von gestohlenen Sportpferden, die hochbelastet mit Medikamenten sind, die für Menschen ernsthaft gefährlich sind. Während in Deutschland Medikamente wie z.B. Phenylbutazon nur über den Tierarzt abgegeben werden, der notfalls reglementierend eingreift, sind die Mittel in Argentinien frei verkäuflich und werden auch nicht mit deutscher Gründlichkeit verabreicht. Das liegt auch in einem lockeren Umgang mit dem Thema Doping begründet. Selbst wenn argentinische Pferdebesitzer ihre Tiere in einigen Fällen im letzten Moment noch vom Schlachter retten konnten, bleiben sie für den Rest ihres Lebens das Eigentum des Schlachters, der ihnen über Nacht das nötige Brandzeichen aufgedrückt hat. Argentinische Pferdebesitzer starteten daher erst kürzlich einen Aufruf nach Europa, kein argentinisches Pferdefleisch zu kaufen.
In Frankreich ist der Bedarf an Pferdefleisch sehr viel höher als in vielen anderen europäischen Ländern. Und auch hier spielt Korruption offensichtlich eine Rolle. Erst Mitte Dezember 2013 wurden 21 Personen festgenommen, die Pferde mit falschen Papieren an Schlachter verkauft hatten. Die Tiere waren ursprünglich für pharmazeutische Tests genutzt worden, z.B. für die Antikörperbildung gegen Schlangengift. Aufgrund dessen hätten sie niemals in den Lebensmittelverkehr gelangen dürfen. Sind sie aber, weil eben die Papiere für Pferde leicht zu fälschen sind und der Verkauf jede Menge Gewinn verspricht.
Gefälschte Papiere in Deutschland?Wer ein sogenanntes Nicht-Schlachtpferd in Deutschland besitzt, kann es mit allen Medikamenten behandeln lassen, die der Markt hergibt und noch mehr. Das Pferd darf dann im Falle seines Todes zu Hundefutter verarbeitet werden. Doch das ist so, ich habe bei Schlachtern nachgefragt. Mir persönlich war das vorher schon bekannt, wie so ziemlich jedem anderen auch, der aus der Landwirtschaft kommt oder im Pferdesport zu Hause ist. Umso bedenklicher, dass viele Futtermittelhersteller immer wieder behaupten, dass Pferdefleisch besonders gesund und besonders unbelastet ist. Dem ist nicht so. Pferdefleisch ist mit höchster Wahrscheinlichkeit frei von Wachstumsförderern.
Aber Pferde grasen auf Weiden an Straßen. Dort atmen sie Autoabgase ein und fressen benzolbelastetes Gras. Sie werden mit größter Wahrscheinlichkeit von Menschen versorgt, die sie vor allem lange am Leben und leistungsfähig erhalten wollen. Pferdehalter verstehen so gut wie nie etwas von Rückständen in Arzneimitteln. Es sei denn, es handelt sich um erfahrene Sportreiter, die sich mit dem Thema Doping befasst haben. Es ist außerdem üblich, dass Medikamente in Stallgemeinschaften weitergereicht werden. Auch der Umgang mit importieren Arzneimitteln ist an der Tagesordnung, denn das Pferd soll gesund werden und bleiben. In fast allen Fällen handelt der Pferdebesitzer gutgläubig. Kaum einem Pferdebesitzer kommt in den Sinn, dass sein Wotan für Erwin Schmitt ein potenzielles Schnitzel ist, auf dessen Unbedenklichkeit sich Herr Schmitt verlässt. Trägt nun der Stallbetreiber, der ebenfalls selten Landwirt und zugleich Masttierhalter ist (Seuchengefahr, die Bestände werden eher nicht vermischt), den Austausch des Schmerzmittels zwischen dem Besitzer von Mary und dem Besitzer von Lulu in sein Bestandbuch ein, wandert Lulu ohne Bedenken zum Schlachter, wenn sich ihr Zustand plötzlich verschlimmert. Sie wird erlöst. Der Schlachter kann die Hintergründe nicht kennen. Er verlässt sich natürlich auf die Bücher. Ab und zu prüft selbstverständlich jemand nach und dann kommt es zu den bekannten Skandalen.
Der Nachweis setzt eine bestimmte Konzentration der Rückstände voraus. Nicht alles wird überall gesucht, denn das würde den Fleischpreis empfindlich erhöhen. Es kommt aber noch dicker.
Natürlich haben einige Pferdebesitzer das Problem erkannt und fühlen sich verantwortlich. Das gilt auch für seriöse Schlachter, die nur hochwertiges Fleisch verkaufen. Und selbstverständlich sind auch Tierärzte an einer Lösung interessiert. In einigen Regionen verlangen Tierärzte daher vor jeder Behandlung einen Blick in Equidenpass. Schlachtpferd oder Nicht-Schlachtpferd? Nicht-Schlachtpferde bekommen alles, bei den Schlachtpferden ist (wie erklärt) eine Wartezeit einzuhalten oder das Pferd ist für alle Zukunft vom menschlichen Verzehr ausgeschlossen. Theoretisch. Es soll durchaus Zeitgenossen geben, die für Lola oder Mucki mehr als einen Equidenpass besitzen. Der Tierarzt aus der Nachbargemeinde kennt den rasselosen Wallach nämlich nicht und stellt ihm bereitwillig einen Nicht-Schlachtpferde-Pass aus. Der Pass, denn das Pferd von Geburt an hat und der ihn als Schlachtpferd ausweist, liegt vorsichtshalber in der Schublade. Hier trägt der Haustierarzt lediglich die Wurmkuren und Impfungen ein. Aber selten. Wahrscheinlicher ist, dass gar nichts eingetragen wird.
Wer verdient am Schlachtpferd?Pferdfleisch wird in Kilogramm berechnet und unterliegt Schwankungen. Entscheidend ist auch, ob es sich um voll- mittel- oder geringfleischige Rassen handelt. Insgesamt liegt der Preis für Pferdefleisch deutlich unter dem für andere Tierarten. Pferde werden in Deutschland nicht gemästet. Das bedeutet, der Schlachter muss sehr viel länger auf das Fleisch warten, als bei allen anderen „Kunden". Kauft also ein Schlachter ein Pferd auf, lässt er es für gewöhnlich noch für ein paar Wochen auf der Wiese laufen, damit es wenigstens etwas zunimmt. Die Ausnahme sind natürlich Schmerzpferde. Kein seriöser Schlachter lässt ein krankes und leidendes Pferd am Leben. Schimmel werden wegen der hohen Krebswahrscheinlichkeit zumeist gar nicht gelistet. Ein Reizthema sind die Schlachtpferdetransporte. Die Aufnahmefähigkeit für Pferdefleisch in Deutschland ist begrenzt. Entsprechend niedrig ist der Preis beim Aufkauf. Je nach Region, Gewicht und Qualität bekommt der Pferdebesitzer für ein großes und (voll verwertbares Pferd, z.B. nach einem Unfall) um die 300 Euro. (Plusminus). Pferde, die nach Unfällen oder in anderen Notfällen erschossen werden, bringen nur wenig Geld. Ihr Fleisch wird z.B. für Zootiere verwendet. Nicht ungewöhnlich wäre dann, dass der Zoo die eher geringen Kosten übernimmt und dem Pferdebesitzer zumindest keine zusätzlichen Gebühren entstehen.
Warum verkauft ein Pferdebesitzer sein Pferd an einen Schlachter?Fast alle Pferdebesitzer, die ihr Pferd töten lassen müssen, befinden sich in einer psychischen Ausnahmesituation. Grundsätzlich dürfen sie selbst entscheiden, ob sie es schlachten, erschießen oder einschläfern lassen. Ist es eilig, bleibt fast nur das Einschläfern. Damit ist das Pferd nur noch für die Entsorgung zugelassen. Aktuell ist sie je nach Bundesland kostenpflichtig oder kostenlos. Die Notschlachtung findet dort statt, wo das Pferd sich gerade befindet. Das setzt voraus, dass der Schlachter in kürzester Zeit vor Ort ist. Er nimmt das Pferd mit und kümmert sich um die Verwertung. Das Nicht-Schlachtpferd wird zu Hundefutter verarbeitet oder vollständig vernichtet, das Schlachtpferd für den menschlichen Verzehr vorbereitet. (Das ist die vereinfachte Version, hier gibt es Randbereiche). Das Erschießen setzt voraus, dass jemand vor Ort ist, der die erforderliche Ausbildung hat. Das kann ein Polizist sein, ein Jäger, ein Tierarzt oder der Schlachter. Die Verwertung ist abhängig von den direkt folgenden Maßnahmen.
Sicheres FleischNatürlich gibt es unbelastetes und hochwertiges Fleisch. Wer kein Risiko eingehen möchte, wendet sich an einen Lieferanten seines Vertrauens. Menschen ohne Kenntnisse aus der Landwirtschaft sind und bleiben besonders gefährdet, ungesundes Fleisch zu kaufen. Auch der Kauf direkt beim Produzenten ist keine Garantie. Die wichtigsten Fragen für Konsumenten daher nachfolgend.
Wie hoch ist die Bestanddichte in den Ställen? Eine hohe Bestanddichte bedeutet Stress für die Tiere und eine erhöhte Krankheitsneigung, die medikamentös behandelt werden muss. Fleisch wächst nicht auf Bäumen und ein Hähnchen braucht Zeit um zu wachsen. Fragen Sie ihren Landwirt, ab wann er seine Hähnchen als schlachtreif bezeichnet. Gestehen Sie ihm einen Preis von 10 Euro und mehr pro kg zu, damit er überhaupt eine Chance hat, wettbewerbsfähig zu bleiben. Bei kleinen Betrieben müssen sie dann eben vorbestellen. Außenhaltung ist aufgrund der sehr strengen Seuchenbestimmungen von Geflügel kaum zu leisten. Große Laufställe mit Tageslicht und Stroh sind ein Kompromiss. Fragen Sie genau nach, wenn Sie etwas nicht verstehen. Halten Sie sich vor allem an eingesessene Landwirte, bei denen auch die umliegenden Anwohner gerne kaufen. Wenn Sie nicht auf dem Land wohnen, suchen Sie sich einen Metzger Ihres Vertrauens. Die kleine Metzgerei in der Nebenstraße hat es im Kampf gegen die Supermärkte schwer genug. Höchstwahrscheinlich finden Sie dort aber echte Fachkräfte, die ihnen sehr genau sagen können, worauf Sie achten müssen. Verzichten Sie auf exotisches Fleisch. Dieses Land bietet genug Alternativen. Sollten Sie auch einen solchen Einkauf nicht leisten können, entscheiden Sie sich für einen Bio-Lieferanten. Die großen Bio-Ketten bieten den Versand von Fleisch in Trockeneis von zertifizierten Betrieben. Wer in Deutschland Pferdefleisch essen will, sollte sich direkt an einen Pferdemetzger wenden. Ein seriöser Schlachter kennt die Probleme rund ums Pferdefleisch und kauft entsprechend kritisch auf. Er wird auch bereitwillig Auskunft erteilen und seine Kunden fachgerecht beraten. Hier sind vor allem die alteingesessenen Metzgereien geeignete Lieferanten, die auf ihren guten Ruf achten.
(1) Phenylbutazon: ist ein gängiges Schmerzmittel für Pferde. Es ist in Deutschland auch für Menschen zugelassen. In Frankreich und GB ist der Einsatz für Menschen verboten.
(2) Presomen: wird als Hormonpräparat Frauen in den Wechseljahren verschrieben.
Es soll Osteoporose vorbeugen und die Nebenwirkungen des nachlassenden Östrogen-Spiegels reduzieren. Persomen gilt als hochwirksam, steht aber in Verdacht, das Brustkrebsrisiko zu erhöhen. Etwa 1 Mio Frauen nehmen das Medikament in Deutschland, das in Hannover hergestellt wird. Ca 75.000 Stuten sollen für die Persomen Produktion unter unentschuldbaren Bedingungen auf Farmen gehalten werden.The following two tabs change content below.