Kunsthistorikerin Susanna Partsch stellt das populäre Narrativ der Barockmalerin Artemisia Gentileschi als sich emanzipierendes Opfer triftig infrage.
Einmal in das Neapel des 17. Jahrhunderts reisen und Artemisia Gentileschi treffen. Das wünschen sich Giovanni di Lorenzo und Florian Illies am Ende einer Folge ihres Zeit-Kultur-Podcasts „Augen zu". Illies beschwört eindringlich das Leben einer Frau, die unter dem Trauma einer frühen Vergewaltigung litt, es in ihrem Werk verarbeitete und damit „die weibliche Perspektive, die Verletzbarkeit der Frau" und auch „weibliche Lust" in die Malerei brachte.
Das mag heute plausibel klingen, mit Blick auf die aktuelle kunsthistorische Forschung ist es jedoch kurios. Die beiden Zeitreisenden würden sich die Augen reiben, wenn ihr Wunsch in Erfüllung ginge. Denn sie würden womöglich einer abgeklärten Geschäftsfrau begegnen, die von sich sagte, sie „arbeite schnell und ununterbrochen". Eine ehrgeizige Person, die mit Galileo Galilei im Kontakt stand, für Herzöge, Kardinäle und Könige arbeitete und nacheinander in Rom, Florenz, Bologna und London Werkstätten betrieb. ...