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Die unterfränkische Installationskünstlerin Christine Wehe Bamberger spannt 211 Nylonstrumpfhosen im Hof des Klosters in Wechterswinkel. Seit Ende August ist ihre Ausstellung "Verrücken und verrückt werden" zu sehen.
"Verrücken und verrückt werden" heißt die derzeitige Ausstellung im Kloster Wechterswinkel. Die unterfränkische Installationskünstlerin Christine Wehe Bamberger hat einen ganz besonderen Grund, warum sie seit Jahren mit Strumpfhosen arbeitet.
211 schwarze Nylonstrumpfhosen spannen sich im Hinterhof des Klosters Wechterswinkel im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld. Seit Ende August ist hier die Ausstellung "Verrücken und verrückt werden" von Christine Wehe Bamberger zu sehen. Herzstück der Ausstellung ist die Installation "Gehorsam", der Titel bezieht sie sich auf das Leben der Nonnen, die früher in dem Kloster gelebt haben. Denn für die 70-jährige Künstlerin spielt der Raum ihrer Ausstellungen eine wichtige Rolle. "Meine Installationen brauchen einen engen Bezug zum Ort", sagt sie.
Anzahl der Strumpfhosen durch BuchstabencodeDiesen erschafft sie durch acht Gegenstände - acht sind es, weil das Wort "Gehorsam" aus acht Buchstaben besteht. Die Gegenstände sind charakteristisch für das frühere Leben von Nonnen sind: unter anderem ein Kreuz, eine Nähmaschine, eine Tasse und ein Nachttopf. Von jedem dieser acht Gegenstände aus spannt die Künstlerin schwarze Nylonstrumpfhosen. Dabei verwendet Wehe Bamberger einen Buchstabencode, der die Buchstaben alphabetisch nummeriert. So erhält der Buchstabe A beispielweise den Wert 1, der Buchstabe B den Wert 2. Insgesamt besteht ihr gewobenes Netz, das sie durch Kirche und Hinterhof spannt, aus 311 Nylonstrumpfhosen.
Strumpfhosen als MarkenzeichenDie Künstlerin arbeitet seit knapp 20 Jahren mit Strumpfhosen, mittlerweile hat sie etwa 1.000 der dehnbaren Nylonstrumpfhosen, die sie nach Installationen immer wiederverwendet. "Die gehen kaum kaputt und werden mich bestimmt noch überleben", sagt die Künstlerin. Wehe Bambergers Markenzeichen sind nicht nur die zu Netzen gespannten Strumpfhosen, auch mit Perlen bestickte Zwickel ziehen sich durch ihre Arbeiten.
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Strumpf am Bau - Präparierter Zwickel mit Perlen
Auf die Idee ist die studierte Künstlerin bei einem internationalen Projekt in Rumänien gekommen, als sie sich nach dem kalten Krieg überlegt hat, was Frauen in West und Ost verbindet. Ihr Ergebnis: Strumpfhosen. "Die waren damals so wertvoll wie Zigaretten und dienten auch als eigene Währung", erzählt sie heute. Der Spagat der gespannten Strumpfhose ist für sie außerdem eine Metapher der heutigen sozialen Spannungen. "Wenn ich etwa an Frauen aus Osteuropa denke, die oft bei uns arbeiten, stelle ich mir genauso eine Spannung vor. Die ganze Familie ist zuhause, ihr Arbeitsplatz ist hier."
Auseinandersetzung mit katholischer ErziehungWehe Bamberger selbst ist in Schweinfurt geboren, heute lebt sie in Bad Königshofen im Landkreis Rhön-Grabfeld. In einem weiteren Teil der Ausstellung setzt sie sich kritisch mit ihrer Erziehung und der katholischen Kirche auseinander. Dabei hinterfragt die Unterfränkin mit ihren Werken, was das Wertvolle unseres Zusammenlebens ist. Ihre Fotocollage "Um Gottes Willen" etwa zeigt drei Kinder, deren Kleidung wie die Erde von oben aussieht. Die Künstlerin sagt, genau das sei die Frage, die sie damit stellen möchte: "Braucht es bald drei Erden?" Mit solchen Fragen zur Schöpfung und Umwelt setzt Wehe Bamberger die Besucher in "Verrücken und verrückt werden" auseinander. Bisher haben sich etwa 800 Personen die Ausstellung in Wechterswinkel angeschaut, geöffnet ist sie noch bis zum 7. November.
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