Bereits als Jugendliche war Rumi klar, dass sie keine Kinder wollte. Doch dann kam Nahla zur Welt. Seitdem dreht sich Rumis Alltag um ihre Tochter. Sie fragt sich: Wäre mein Leben ohne Kind nicht besser?
Reportage von Carlott Bru
Rumi zeichnet Tränen, sie sammeln sich in den Augenwinkeln einer jungen Frau. Strich für Strich, ganz sanfte Schraffierungen. Bleistift auf Papier. Schwarz auf weiß: ein ernstes Gesicht, mit hervortretenden Wangenknochen, vollen Lippen, geschwungenen Augenbrauen. Die Frau aus dem Bild blickt ihre Zeichnerin an. Die 30-jährige Rumi und die junge Frau, sie könnten Schwestern sein. „Warum malst du so etwas trauriges, Mama“, fragt ihre siebenjährige Tochter Nahla, während sie mit Filzstift zwei Kreise auf Papier bringt: Manga-Augen für eine Katze mit Regenbogen-Einhorn. „Vielleicht, weil ich traurig bin“, murmelt Rumi. „Warum bist du traurig“, fragt Nahla, schaut ihre Mutter an. Rumi schluckt, streicht über das A4 Zeichenpapier, als würde sie Gedanken vertreiben. Dann sagt sie: „Ich habe keine Lust mehr zu malen.“ Und packt ihre Zeichnung in einen großen Schnellhefter, mit vielen weiteren angefangenen Zeichnungen drin. Klappe zu, Spanngummi davor.
Feature