In der letzten Woche kam es erneut zu Änderungen im Bereich Privatsphäre bei Facebook. Durch neue Freundeslisten und den Einsatz einer Datenschutzbeauftragten sollen nun die Daten des User besser geschützt werden. Doch ist diese Neuerung wirklich überlegt?
Die neue Datenschutzbeauftrage Erin Egan soll ab Mitte Oktober ihren Posten antreten. In Europa wird sie durch Cheflobbyistin Erika Mann unterstützt, denn hier ist die Kritik am lautesten. Ob sie allerdings wirklich Verbesserungen erzielen oder lediglich die Firmenposition vertreten, ist abzuwarten.
Auch die neuen automatischen Freundeslisten sollen zur Sicherung der Daten beitragen. Diese Listen enststehen auf Grundlage von Profilangaben wie Wohnort, Ausbildungsstätte oder Arbeitsplatz. Hat man beispielsweise angegeben, dass man an der Universität Regensburg studiert, wurde automatisch eine Gruppe mit dem Namen „Uni Regensburg" mit zehn, scheinbar wahllos gewählten, Mitgliedern erstellt. Weitere Personen werden vorgeschlagen. Möchte man diese Liste nicht, kann man sie „Immer verbergen", Löschen ist scheinbar nicht möglich. Viele haben sich in den letzten Tage vermutlich gefragt, wieso zahlreiche ihrer Freunde plötzlich neue Angaben zu ihrer Ausbildung hinzugefügt haben. Auch das hängt offensichtlich mit der Erstellung der neuen Listen zusammen. Was ist aber, wenn man zwar gerne in einer Liste mit ehemaligen Schulkameraden sein will, aber dennoch seine Schule nicht auf dem Facebook-Profil angeben möchte? Zahlreiche Nutzer sind von den Einladungen genervt, äußern ihren Unmut durch Statusmeldungen wie „Was sollen jetzt die scheiß Listen?!"
Dennoch ist die grundlegende Idee nicht mal schlecht. Besonders die Kategorie „Enge Freunde" sollte genutzt werden, da sie es ermöglicht, beispielsweise Bilder von der letzten Party wirklich nur mit Freunden, mit denen man regelmäßig Kontakt hat, zu teilen. Denn selbst wenn man auf Facebook befreundet ist, ab und an miteinander schreibt, bedeutet das nicht, dass man sämtliche Informationen mit diesen Personen teilen will.
Zusätzlichen gibt es seit kurzem den Abonnement-Dienst und hiermit verbunden eine Inline-Funktion zur Festlegung des Publikums beim Posten von Statusmeldungen. Die Abonnements erlauben es, öffentliche Aktualisierungen für mehr Personen verfügbar zu machen, ohne mit diesen befreundet zu sein. „Höre von interessanten Personen!", „Erfahre mehr von Journalisten, Politikern und Prominenten!", so wirbt Facebook für ihre neue Schaltfläche. Geteilt werden nur Aktualisierungen mit der Einstellung „öffentlich". So gut wie alle Profile von Personen aus dem öffentlichen Leben dienen ohnehin Werbe- und Informationszwecken, enthalten kaum private Daten. Ob es dann einen Unterschied macht, ob man mit der Personen befreundet ist beziehungsweise auf ihrer Unternehmensseite auf „Gefällt mir" klickt, ist zu bezweifeln. Und ob Privatpersonen Statusupdates mit Fremden teilen wollen ebenso. Besonders, weil man nicht erfährt, welche und wie viele Personen die eigenen Beträge abonnieren. Neu – und vor allem ungewohnt – ist, dass Facebook sich diesmal erst die Erlaubnis des Users einholt und nicht die Neuerung erst mal einstellt. Anders gestaltet es sich jedoch mit der Inline-Funktion zur Markierung von Personen und Orten. Voreingestellt ist, dass jeder seine Freunde und deren Aufenthaltsort ohne Erlaubnis markieren kann. Wer dies nicht wünscht, sollte seine Einstellungen überprüfen, denn nicht jeder möchte, dass zum Beispiel Chef und Arbeitskollegen sehen können, wo man sich in seiner Freizeit aufhält.
Es bleibt abzuwarten, ob diese Neuerungen zur Verbesserung der aktuellen Datenschutzsituation beitragen. Und ob Facebook noch etwas gegen den Datenklau der Anwendungen unternimmt. Mit den Listen wurde hierfür eine gute Basis geschaffen. Ob sich das Konzept erfolgreich umsetzen lässt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.