Doch nicht irgendwen: Dona Lindinalva hat sich auf Brasilianerinnen und mitteleuropäische Männer spezialisiert. Mehr als 1000 Paare habe sie in 25 Jahren zusammengebracht, erzählt sie und greift zu einem dicken Fotoalbum. Darin sind Hochzeitsbilder von Paaren wie Marcia und Johann, Werner und Graca oder Ingo und Eliane. Auch ihre beiden Töchter hat sie mit Deutschen verkuppelt. „Ich erkenne es, wenn es zwischen Menschen funken könnte", sagt sie und lächelt stolz.
Rund 1800 Euro nimmt die 68-Jährige nach eigenen Angaben für ihre Vermittlungsdienste. Hinzu kommen Flug, Unterkunft und Essen - rund drei Wochen verbringen die Männer in Recife, um die Frau fürs Leben kennenzulernen. „Am Anfang geht es nur darum, ob sie sich mögen - die Liebe kommt dann mit der Zeit", erklärt Dona Lindinalva. Finden sich beide sympathisch, organisiert sie die gemeinsame Zukunft.
Doch warum suchen deutsche Singles in Brasilien nach ihrer Zukünftigen? „Deutsche Frauen haben ihren eigenen Kopf und wollen mindestens gleichwertig behandelt werden. Brasilianerinnen sind nicht so unabhängig und nehmen mehr hin", erklärt Gerson Junior ganz gängigen Vorurteilen folgend. Seine Mutter fügt hinzu: „Ist eine deutsche Frau unzufrieden, packt sie ihre Sachen und geht. Brasilianerinnen machen Musik an und tanzen." Auf der Website der Partnervermittlung wird deutlich, mit welchen Klischees sich die binationalen Ehen vermarkten lassen: Sinnliche Latina sucht treuen Deutschen. Doch das Interesse ist groß, die Kartei umfasst rund 500 Damen, wie Dona Lindinalva sie nennt.
Eine der Frauen ist Karen Sheylla Libero Calumby. Vor zwei Wochen hat sie sich in die Kartei eintragen lassen, auf Anraten ihrer Mutter. Karen ist 21 Jahre alt, zierlich, hübsch und sicher, dass sie mit einem europäischen Mann glücklicher werden kann als mit einem Brasilianer. „Ich habe gehört, dass die Europäer treuer sind, wenn sie eine ernsthafte Beziehung wollen", erklärt Karen. Abhängig wolle sie auf keinen Fall von ihrem Mann sein. „Ich will mein eigenes Geld verdienen." Als Grundlage dafür besucht sie gerade die Universität in Recife. Auch ihre Mutter, die 48-Jährige Zoábia Ribeiro do Nascimento, ist nach vielen Enttäuschungen auf der Suche nach einem Europäer. Sie hat keine Angst vor dem Umzug in ein fremdes Land.
Viele HerausforderungenDabei gibt es viele Herausforderungen in der neuen Heimat: Mangelnde Sprachkenntnisse, wenig Kontakte. In Deutschland ist das Aufenthaltsrecht in den ersten beiden Jahren zudem an die eheliche Gemeinschaft gebunden. Ausnahmen gibt es nur in Härtefällen. „Dies schafft selbst in der glücklichsten Partnerschaft ein ungerechtes Abhängigkeitsverhältnis und bringt viele Frauen in eine erpressbare Lage", schreibt der Bundesweite Koordinierungskreis gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess (KOK).
Von solchen Problemen habe sie noch nie etwas mitbekommen, sagt Dona Lindinalva und schüttelt vehement den Kopf. Die meisten von ihr vermittelten Ehen seien sehr glücklich, behauptet sie. Und sie plant bereits die nächsten Verkupplungen --allerdings erst für August. Denn während der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien stockt das Geschäft: Flüge nach Brasilien und Unterkünfte in Recife seien zu teuer.
DPA 2014