Hamburg | Ob Kaffee, Schokolade oder Blumen - längst stehen fair gehandelte Produkte nicht mehr nur in den Regalen von Weltläden. Supermärkte und Discounter werben mit Waren, die bessere Lebensumstände für Kleinbauern oder den Verzicht auf Kinderarbeit versprechen. Ethischen Konsum nennen Wissenschaftler und Experten das - und laut einer gestern veröffentlichten Trendstudie legen mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Deutschen beim Einkaufen Wert auf diese Kriterien. Bei der Vorläuferstudie 2011 waren es noch 41 Prozent.
Nachhaltigkeit ist in. "Ethischer Konsum ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen", sagt Trendbüro-Gründer Prof. Peter Wippermann. Längst lasse sich ethischer Konsum nicht mehr nur mit Bio-Lebensmitteln gleichsetzen. Andere Aspekte gewinnen an Bedeutung: Für 92 Prozent der Befragten heißt das, Produkte zu kaufen, bei deren Herstellung auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen geachtet wird.
Während früher allein die Qualität und der Preis der Ware im Vordergrund gestanden hätten, sei in den 80er- und 90er-Jahren das Einkaufserlebnis und das Glücksversprechen durch Konsum dazugekommen. Heute gehe es dagegen zunehmend um Werte. Den Trend zur Nachhaltigkeit beobachten auch Verbraucherschützer- aber kritisch. Im Kaufverhalten spiegelt sich der Trend kaum wider. "Im Durchschnitt werden in Deutschland pro Person und Jahr 6,20 Euro für fair gehandelte Produkte ausgeben. Es ist eine Nische", sagt Claudia Brück vom Verein Transfair, der seit 1992 das Fairtrade-Siegel für den Handel in Deutschland vergibt. "Es gibt eine Lücke zwischen Aussagen und Handeln der Menschen", sagt auch Jürgen Knirsch von Greenpeace. "Ethische Produkte muss man nicht nur wollen, man muss sie sich auch leisten können."
von Britta Kollenbroich erstellt am 28.Sep.2013 | 03:08 Uhr