Hamburg (dpa/lno) - Kurz vor dem Kirchentag in Hamburg sieht der Imam der muslimischen Al-Nour-Gemeinde den christlich-islamischen Dialog auf einem guten Weg. "Die Entwicklungen und Diskussionen sind sehr positiv, in Hamburg und insbesondere hier in St. Georg sind unsere Beziehungen zur Kirche sehr gut", sagte Samir El-Rajab der Nachrichtenagentur dpa. "Das Wichtigste ist, dass wir miteinander reden und uns zusammenfinden - das ist das Hauptziel und das haben wir hier erreicht." Die Nordkirche stellt heute eine neue Handreichung vor: Die Arbeitshilfe "Gute Nachbarschaft leben" soll den christlich-islamischen Dialog fördern.
Die Al-Nour-Gemeinde beteiligt sich zum ersten Mal am Deutschen Evangelischen Kirchentag, der vom 1. bis 5. Mai in Hamburg stattfindet. Für sie sei es selbstverständlich, daran mitzuwirken: "Neben dem gemeinsamen religiösen Aspekt - für uns ist es der gleiche Gott - kommt hinzu, dass wir Nachbarn in St. Georg und mittlerweile eine große Gemeinde und ein Teil dieser Stadt sind. Das zwingt uns zur Zusammenarbeit", erklärte Imam Samir El-Rajab. Seine Gemeinde beteilige sich an mehreren Aktionen und lade zum "Tag der offenen Moschee" ein. "Durch solche Aktionen und Treffen wie auf dem Kirchentag kann man die Angst beziehungsweise das negative Abbild der Muslime in der Öffentlichkeit abbauen", sagte der Imam.
Noch ist die Al-Nour-Moschee in einer Tiefgarage im Hamburger Stadtteil St. Georg untergebracht. Anfang des Jahres wurde jedoch bekannt, dass die Gemeinde eine ehemalige Kirche im Hamburger Stadtteil Horn gekauft hat. "Es gab positive und negative Reaktionen, aber die Mehrheit stand hinter uns." Dabei habe sich auch gezeigt, dass die langjährige Zusammenarbeit sich auszahlt: "Die christlichen Kirchen, mit denen wir seit Jahren zusammenarbeiten, haben uns sehr unterstützt und sich für negative Reaktionen anderer Kirchenvertreter entschuldigt - das war eine sehr positive Erfahrung für uns." Die meiste Kritik sei nicht aus Hamburg gekommen. Unter anderem hatte sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zunächst kritisch zur geplanten Nutzung der entwidmeten Kirche geäußert.
Die Umbauarbeiten in der ehemaligen Kapernaumkirche sollen demnächst beginnen. Die Anträge würden derzeit vom Bauamt geprüft, sagte der Imam. Wenn alles gut geht, ist der Umzug für Anfang Oktober geplant. "Für uns ist das ein Riesenschritt", erklärte der Imam. Die bisherige Moschee in der Tiefgarage sei sehr kalt, dunkel und laut gewesen und habe kein gutes Bild vom Islam abgegeben. "So ein Ort in guter Nachbarschaft wird viele positive Aspekte mit sich bringen. Es gibt uns das Gefühl, dass wir gleichgestellt und nicht etwas Anderes sind."
Al-Nour-Moschee