Kostenexplosion, Bauzeitverlängerung und nun ein Baustopp: Das Drama um die Elbphilharmonie in der Hamburger Hafencity setzt sich fort.
Ginge es nach dem letzten Vertrag, würden in diesen Tagen die Vorbereitungen für die Eröffnung eines Jahrhundertbauwerks in Hamburg beginnen. Doch die Elbphilharmonie in der Hafencity ist nach wie vor eine Baustelle, der Termin für die Fertigstellung längst auf April 2014 verschoben - und er könnte sich erneut verzögern. Denn statt Baufortschritt herrscht in wichtigen Teilen des Konzerthauses Baustopp. Seit einigen Tagen tut sich nun auch an der Decke des Großen Saals nichts mehr. Hier sorgt die komplizierte Statik der Stahlkonstruktion für Streit. "Wir haben große Sicherheitsbedenken", sagte der Sprecher des Baukonzerns Hochtief, Bernd Pütter, der dpa. Diese Einschätzung teilt die Stadt nicht. Ihrer Ansicht nach sind die Voraussetzungen für die Fortsetzung der Bauarbeiten gegeben: "Prüfstatiker und Bauaufsichtsbehörde haben die Planungen freigegeben", erklärte Projekt-Sprecher Karl Olaf Petters. Das reicht dem Baukonzern nicht. Externe Gutachter teilten nach Pütters Angaben die Sorgen des Unternehmens. Im Extremfall könne es später zu Ausfällen kommen, eine Nachrüstung wäre noch teurer. Um die Sicherheitsbedenken auszuräumen, müsse die Stadt die Berechnungen zur Statik vorlegen. Das sei trotz mehrfacher Aufforderung nicht geschehen. "Unsere Mitarbeiter wären persönlich haftbar, wenn bei den Bauarbeiten am Dach oder danach etwas passieren würde", erklärt der Hochtief-Sprecher. Insgesamt wird in vier maßgeblichen Bereichen nicht mehr gearbeitet, beschreibt Projekt-Sprecher Petters die Situation auf der Baustelle. Teilweise ruhen die Arbeiten bereits seit längerer Zeit, wie zum Beispiel an der historischen Fassade, die verschmutzt und bei der Reinigung beschädigt worden ist. Auch in der "Tube", der 80 Meter langen Rolltreppe, herrscht Stillstand. Das Kunstwerk ist von einem Nachunternehmer mit einem Glaspailletten-Putz versehen worden - doch schon jetzt gibt es darin Hunderte Risse. Hochtief sieht die Ursache in der Planung - die Stadt hingegen bei der Planumsetzung durch das Unternehmen. Komplett eingestellt ist seit Monaten bereits die technische Gebäudeausrüstung. Hier streiten sich die Seiten über das weitere Vorgehen und werfen sich gegenseitig vor, Pläne nicht geliefert oder eingehalten zu haben. Die jüngsten Streitereien sind nur ein weiteres Kapitel im unendlichen Drama Elbphilharmonie. Ursprünglich sollte das Jahrhundertbauwerk 2010 eröffnet werden. Jetzt lässt die Stadt juristisch prüfen, wer für die Verzögerung verantwortlich ist. Beide Parteien streiten, wer finanziell für die Verzögerungen gerade stehen muss. Wieviel der Steuerzahler letztendlich bezahlen wird, ist unklar. Zuletzt lag der öffentliche Anteil bei mindestens 323 Millionen Euro, vermutlich wird aber auch diese Summe noch um einiges wachsen. Zunächst sollten es 114 Millionen Euro sein. Ersten Planungen zufolge sollte das Konzerthaus am Hafen sogar nur 77 Millionen Euro kosten. So verfahren die Situation ist, immerhin haben sich die Parteien auf einen Gesprächstermin geeinigt: Am 10. November wollen sich Stadt, Architekten und Hochtief an einen Tisch setzen. Britta Kollenbroich, dpa