Die Welt kompakt 15.10.10
Hamburgs Wohnungsmarkt ist für Studierende oft zu teuer Von Britta Kollenbroich
Die 47 Quadratmeter große Wohnung soll 723,30 Euro kosten. 30 Menschen stehen vor dem Backsteinhaus und warten auf den Makler. Es sind vor allem Studenten, die die Wohnung besichtigen wollen - Mitte Oktober fängt das neue Semester an. Nach Kenntnis des Studierendenwerks Hamburg kommen 50 Prozent der Studenten an Hamburger Hochschulen nicht aus der Hansestadt. Sie sind auf eine neue Bleibe angewiesen. Eine von ihnen ist Jana. Gerade hat die 18-Jährige in Thüringen ihr Abitur gemacht, die Zusage für die Universität Hamburg erhielt sie im August. Dass es nicht leicht ist, in Hamburg eine Wohnung zu bekommen hat sie schnell gemerkt. "Schwierig und teuer", lautet ihr Zwischenfazit der Wohnungssuche.
"Der soziale Wohnungsbau muss dringend ausgebaut werden", fordert der Geschäftsführer des Studierendenwerks Hamburg, Jürgen Allemeyer, angesichts der Situation. Er kennt die Probleme der Studenten auf dem Wohnungsmarkt. Die 3700 Plätze in den 22 Wohnheimen der Einrichtung sind bereits vergeben, mehrere Hundert Interessierte stehen auf der Warteliste.
Studierende in Hamburg zahlen nach einer Sozialerhebung des Deutschen Studierendenwerks im Durchschnitt 345 Euro monatlich für Miete und Nebenkosten - nur München ist mit 348 Euro teurer. Dabei ist die finanzielle Situation der Studenten besonders prekär, erklärt Allemeyer. Im Schnitt stehen den Studenten monatlich 850 Euro zur Verfügung, der BAföG-Höchstsatz liegt bei 648 Euro. "Häufig müssen die Studenten 50 Prozent für Miete ausgeben", sagt Allemeyer. So überrascht es kaum, dass die viermonatige Wartezeit für einen Platz im Studentenwohnheim von vielen in Kauf genommen werden: Mit 210 Euro für ein Standardzimmer inklusive Nebenkosten und Internet ist das Wohnen im Wohnheim konkurrenzlos günstig. WG-Zimmer kosten meistens zwischen 300 und 400 Euro Miete, eine eigene Wohnung 450 Euro. Wer neu nach Hamburg kommt, sollte sich schon frühzeitig um einen Platz im Wohnheim bemühen oder studentische Wohnbörsen nutzen, rät Allemeyer. "Interessant sind die Angebote in den Stadtteilen Veddel und Wilhelmsburg, weil die Miete für Studierende dort subventioniert wird", erklärt er.
Jana könnte bei ihrer Suche trotzdem noch Glück haben: Die besichtigte Wohnung ist Austragungsort einer "Fette Mieten Party". Um ein Zeichen gegen die Wohnungsnot und die explodierenden Mietpreise zu setzen, stört die Initiative "Recht auf Wohnen" seit April immer wieder Wohnungsbesichtigungen in der Hansestadt. Friedlich, mit Sekt, bunten Masken und Musik, wird in Wohnungen gefeiert, die sich keiner der Protestler leisten könnte. Einmal hat sich nach einer Party etwas getan, berichtet Initiator Jonas. "Die besichtigte Wohnung wurde kurz danach um 110 Euro günstiger angeboten."