Am häufigsten tätowieren sich die Italiener, am wenigsten die Israelis und die Deutschen liegen irgendwo dazwischen. Warum die Bilder unter der Haut so beliebt sind, klärt Birgit Raddatz mit dem Psychologen Dirk Hofmeister. Er forscht an der Universität Leipzig zu Tattoos.
Tattoos sind längst nicht mehr aus dem Gesellschaft wegzudenken: Eine Befragung der Zeitschrift Apotheken-Umschau hat ergeben, dass 2019 fast jeder fünfte Deutsche tätowiert war. Dirk Hofmeister ist Tattooforscher an der Universität Leipzig und weiß, was für einen großen gesellschaftlichen Stellenwert Tattoos mittlerweile haben. "In jungen Kreisen, das zeigen zumindest Forschungen, ist fast jeder Zweite tätowiert." Da habe es in den letzten Jahren eine deutliche Steigerung gegeben.
Man will zeigen, dass man etwas Besonderes istVor 20 Jahren waren Tattoos noch eine Männerdomäne. Heutzutage sind es mehr Frauen. Die Gründe seien sehr heterogen, so Hofmeister. Das gehe von individuellen Beweggründen bis hin zu gesellschaftspolitischen. "Man will zeigen, dass man etwas Besonderes ist und das man etwas Besonderes hat, und dass die Tätowierung, die man trägt, das die etwas Besonderes ausdrückt." Dies sei nach vor der Hauptgrund für ein Tattoo. Der zweithäufigste Grund ist ein ästhetischer, allein aufgrund des Motivs. Aber auch Erfahrungen spielten eine große Rolle, beispielsweise um Traumata zu verarbeiten oder die Geburt eines Kindes.
Hofmeister beobachtet darüber hinaus einen gesellschaftlichen Imperativ, sich ständig selbst zu optimieren - eben auch seinen Körper, um sich in dieser rauen Welt zu behaupten. "Man signalisiert mit einer Tätowierung, dass man Schmerz aushalten kann, dass man diesen Schmerz überwunden hat", so der Wissenschaftler. Ein Stück mache man sich hier die Natur zum Untertan, nach dem Motto: "Schaut her, wir können unseren Körper selber gestalten." Das sei aber eher eine tiefenpsychologische Deutung.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Wiederholung von Februar 2020.