Anna-Maria Gramatté vom Verein Deutsch-Britische Gesellschaft Dresden e.V. ist ein paar Stunden nach dem Brexit-Referendum "geschockt" über das Ergebnis, wie sie sagt. Als Vorsitzende des Vereins kennt sie viele Briten, die in Sachsen wohnen und arbeiten. "Die wollen jetzt die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen", sagt sie. Ähnlich wollen es ihre deutschen Bekannten in Großbritannien machen. Denn für sie ginge es nicht nur um die Angst, den Wohnort wechseln zu müssen, sondern auch darum, die berufliche Karriere aufgeben zu müssen. Im Laufe der Leave-or-Stay-Debatte hat sie auch die mediale Berichterstattung in Deutschland und Großbritannien verfolgt. "Das Klima dort ist schon um einiges europafeindlicher als hier in Deutschland", sagt sie.
Frustration auf allen SeitenÄhnlich sieht das auch der Leiter des Instituts für Wirtschaftspolitik, Prof. Dr. Gunther Schnabl. Er sieht das Hauptproblem in der europäischen Geldpolitik. Die habe in den vergangenen Jahren zu einer immer ungerechteren Umverteilung geführt. "Wir haben das unterschätzt, auch jetzt in Amerika mit Trump. Die Menschen sind frustriert."
Nach der Abstimmung stehen nun erst einmal Verhandlungen zwischen London und Brüssel an. Sollten sich die Briten für das norwegische Modell entscheiden, dann, so glaubt Gunther Schnabl, könnte eine Kooperation entstehen. Anders sähe es laut dem Wirtschaftsexperten aus, wenn radikale, europafeindliche Gruppen weiter auf dem Vormarsch in Europa sind.
Was der Brexit für die in Sachsen lebenden Briten bedeutet und welche Folgen er für die sächsische Wirtschaft hat, hat mephisto 97.6 Redakteurin Birgit Raddatz zusammengefasst: