Die Annäherung an die japanische Netflix-Serie Sanctuary, ein Sumoringer-Epos, das einem Outlaw aus ärmlichen Verhältnissen auf seinem Weg zum Top-Sumo folgt, beginnt dokumentarisch, mit dem Besuch eines echten Sumostalls, eines Wohn- und Trainingszentrums für Profi-Sumoringer, im echten Tokio.
Das öffentliche Training beginnt um acht Uhr an einem kalten
Dezembermorgen in einer unbeheizten Halle. Der Zuschauer, in einen
unvollständigen Schneidersitz an den Rand gefaltet, kann seinen Atem
sehen und außerdem das beeindruckende Aufwärmprogramm von sechs
Top-Athleten, die nach Body-Mass-Index-Kriterien als adipös gelten
würden: Männer mit bis zu 200 Kilogramm Körpergewicht bei 1,80 Metern
Körpergröße. Die vermeintlich fettleibigen Profi-Sumoringer des erst
2022 gegründeten Oshiogawa-Stalls, eines von insgesamt 44 Sumoställen in
Japan, überraschen aber mit enormer Stärke und Beweglichkeit. Auf eine
perfekt rechtwinklige Sumo-Hocke folgt eine enorme Anzahl an Kniebeugen
und schließlich ein alle Regeln der Gravitation aushebelnder Seitspagat,
der den schon nach zehn Minuten Schneidersitz an Hüftschmerzen
laborierenden, normalgewichtigen Zuschauer vor Scham erröten lassen
würde, wäre es nicht so kalt.
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