Das österreichische Parlament, auf inhaltlicher Ebene nicht selten eine
tragikomische Slapstick-Fabrik, hat sich etwas Innovatives zur
Annäherung ans Volk einfallen lassen: Man hat sich dazu entschieden, die
Kantine für die Allgemeinheit zu öffnen. Jeder soll mit den
Abgeordneten am Tisch sitzen und debattieren können – das ist der
Gedanke. Nach fünf Jahren Renovierungsarbeit präsentiert sich, wenn
schon nicht gleich die Demokratie selbst, so zumindest ihr hohes Haus
frisch gestrichen. Und um eine Dauerausstellung reicher: Im Erdgeschoss
kann man sich in der sogenannten Agora (altgriechisch:
Versammlungsplatz) schon mal für den Polittalk aufwärmen. Auf mannshohen
Bildschirmen mit Touchpads davor lassen sich Videonachrichten diverser
Abgeordneter anschauen. Mal den ehemaligen Innenminister anklicken. Aha.
Der FPÖ-Mann Herbert Kickl gibt Phrasen zum Besten à la: "Politiker
sein bedeutet, ein thematischer Generalist zu sein, der aber trotzdem
einen inhaltlichen Arbeitsschwerpunkt hat." Könnte ein zähes Gespräch
werden gleich am Kantinentisch.
Original
Original