Für die "Disko Deutschland" besuchen Reporterinnen und Reporter Orte in allen Ecken der Republik - und kehren regelmäßig dorthin zurück. Nächstes Mal wieder: München, Bräuroslzelt
An einem sonnigen Vormittag elf Tage vor Anstich tummelt sich die Münchner Bier-Royalität vor dem Eingang der Prachtkirche St. Paul am Rand der Festwiese. TV-Reporterinnen erwarten die eintreffenden Wiesnwirte. Der Wirt des Weinzelts kommt auf einem gigantischen E-Mountainbike vorgefahren ("Respekt, mitm Radl!"). Auf die Sekunde pünktlich zur Messe erscheint der Wirt des Bräuroslzelts, Peter Reichert. Ohne Begleitung, seine Familie macht Urlaub im österreichischen Altaussee, während er die Antrittstermine seiner ersten Saison als Chef eines Festzelts auf der Hauptwiesn absolviert. Heute ist die Kerzenweihe dran, eine katholische Andacht für eine friedliche und gesunde Wiesn, Tradition seit dem Oktoberfestattentat.
Die anderen Wirte haben sich schon eingefunden, als Reichert in den Kirchengang tritt. Er, der Neue, entscheidet sich für die hinterste Bankreihe. Neben ihm steht der erst 26 Jahre alte Wirt des Löwenbräuzelts, Vertreter der Generation Waschbrett- statt Bierbauch. Mit sehr großem Einstecktuch im Trachtenjanker und pomadierter Haarpracht auf derselben Bank: Mathias Reinbold, Wirt des Schützenzelts. Sein Bruder war im Februar zu 72.000 Euro Strafe verurteilt worden, weil er vier Gramm Kokain gekauft hatte ("Koks-Skandal um Wiesnwirt", tz) - jetzt muss Mathias Reinbold mit seinem Vater das Zelt schmeißen.