Für die "Disko Deutschland" besuchen Reporterinnen und Reporter Orte in allen Ecken der Republik - und kehren regelmäßig dorthin zurück.
Vor dem ersten Treffen mit dem Wiesnwirt Peter Reichert muss man erst mal an seiner Roboter-Kellnerin vorbei. Gleich beim Eintreten in Reicherts Wirtshaus Donisl am Münchner Marienplatz fährt ein Cyborg mit animiertem Katzengesicht auf einen zu. "Aufd Seitn!", meckert die Kreuzung aus R2-D2 und einem Tablettwagen auf Roboter-Bayrisch und schiebt sich mit zwei Weißbier auf der Ladefläche robust vorbei.
Dann der erste Händedruck. Wahnsinn, hat der Mann Hände. Zehn Maß pro Hand sind ihm ohne Weiteres zuzutrauen. Auch sonst ist Reichert, 55 Jahre alt, was man in einen "Brackel" nennt (hochdeutsch: robuster, großer Mann, Hüne). Vielleicht braucht man diese Physiognomie, um im Olymp der Wiesnwirte zu bestehen. Es geht um viel Geld und Einfluss. Die meisten Oktoberfestzelte werden von Dynastien bewirtschaftet und die Lizenzen an die nächste Generation weitergegeben. Reichert ist eine Ausnahme: Er hat sich als Wirt für die Bräurosl beworben, nachdem die bisherige Wirtsfamilie das Zelt wegen der Corona-Risiken aufgegeben hatte, und bekam 2020 nach hartem Ringen vom Chef der Hacker-Pschorr-Brauerei den Zuschlag.