Köln. Der 1. FC Köln hat eine beispiellose Saison hinter sich: Nachdem sich der Verein am letzten Spieltag der Vorsaison für die Europa League qualifiziert hatte, konnten die Kölner nach 25 Jahren wieder im Europapokal teilnehmen. Für viele FC-Anhänger gehörten die Spiele gegen Gegner wie den FC Arsenal, Roter Stern Belgrad und Bate Borisov zu den wohl schönsten Momenten der jüngeren Vereinsgeschichte.
In der Bundesliga hingegen taten sich die Kölner außerordentlich schwer. Die Euphoriewelle, auf der die Europapokal-Helden in die neue Saison gestartet waren, zerschellte unerwartet früh bereits mit zwei deutlichen Niederlagen am dritten und vierten Spieltag. Von da an stand der FC bis zum 26. Spieltag kontinuierlich auf dem letzten Tabellenplatz. Doch es gab auch Lichtblicke: Mit Derbysiegen gegen Leverkusen und Gladbach und einem internationalen Erfolg gegen Arsenal, sendete der FC Lebenszeichen und machte deutlich, dass die Saison noch nicht gelaufen war.
Bedingt durch zahlreiche Verletzungen, Leistungsschwankungen sowie Trainer- und Manager-Wechsel gingen Verein und Fans durch Höhen und Tiefen. Am Ende half alles nichts: Der 1. FC Köln stand bereits am 32. Spieltag als Absteiger fest und wandert damit zum sechsten Mal in der Vereinsgeschichte in die Zweite Liga.
Der Herzschlag der FC-Saison *Wir haben anhand der Ergebnisse und Ereignisse eine Euphorie-Kurve erstellt, die exemplarisch den FC-Saisonverlauf wiedergeben soll. Der höchste Euphoriewert orientiert sich am Erreichen der Europa League (10/10); am unteren Ende steht der Abstieg aus der Bundesliga (0/10). Chronik einer dramatischen SaisonDem 1. FC Köln gelingt durch ein 2:0 gegen Mainz 05 am letzten Spieltag die direkte Qualifikation für die Europa League. Fans stürmen den Platz, die Stadt ist im Ausnahmezustand. Anthony Modeste wird auf Händen durch das Stadion getragen.
Tabellenplatz 5 | Punkte 49 | Euphorie 10/10
Der FC verpflichtet Jhon Córdoba von Mainz 05 für 17 Millionen Euro - die höchste Summe, die der FC bislang für einen Spieler bezahlt hat.
Trainer Peter Stöger gibt die Saisonziele bekannt: Die Kölner wollen einen einstelligen Tabellenplatz und die K.O.-Runde in der Europa League erreichen.
Der 1. FC Köln verliert zum Auftakt der Saison 2017/18 auswärts im Derby bei Borussia Mönchengladbach 0:1. Ein Dämpfer zum Start.
Tabellenplatz 11 | Punkte 0 | Euphorie 8/10Das Transferfenster schließt und der 1. FC Köln hat - trotz guter finanzieller Lage - keine weiteren Spieler verpflichtet. Manager Schmadtke hatte bereits vier Wochen zuvor die Kaderplanung für abgeschlossen erklärt.
6404 FC-Anhänger erscheinen zur Mitgliederversammlung, auf der verkündet wird, dass der 1. FC Köln einen Rekord-Umsatz von rund 130 Millionen Euro und einen Gewinn von 11,8 Millionen Euro verbucht hat. Außerdem hat der Verein die Marke von 100.000 Mitgliedern geknackt - ein starkes Zeichen für den FC. Die Rahmenbedingungen sind ideal, doch die Kölner stehen mit nur einem Punkt in der Tabelle nach dem sechsten Spieltag da.
Nach lediglich einem gewonnen Punkt im Kellerduell mit Bremen (0:0), werden die ersten Rufe nach einer Trainer-Entlassung lauter, doch die Verantwortlichen scheuen sich vor dem Bruch mit dem Großteil der Fans. Peter Stöger, der den Verein zurück nach Europa geführt hatte, genießt bei den meisten Anhängern trotz der Pleiten großes Ansehen. Der Österreicher darf vorerst weitermachen.
Tabellenplatz 18 | Punkte 2 | Euphorie 4/10Worum es ging im stillen Streit zwischen Peter Stöger und Jörg Schmadtke; ob es überhaupt einen konkreten Anlass gab, ist bis heute umstritten. Klar ist, dass Stöger im vergangenen Sommer nicht mehr vom besten Kader sprach, den er je trainiert habe. Schmadtke dagegen deutete an, er sehe Potenzial zu noch größeren Taten als dem fünften Platz der Saison 2016/17. Schmadtke besorgte Spieler, die Stöger nicht wollte. Umgekehrt blieben die wenigen Transferwünsche des Trainers unerhört. Am Ende der Transferphase behielt Schmadtke viel Geld übrig, da geplante Verpflichtungen nicht geklappt hatten und ihm keine Alternativen eingefallen waren. So gingen Trainer und Geschäftsführer in die Saison, ohne Einigkeit über die Fähigkeiten der Mannschaft gefunden zu haben. Die Kommunikation kam vollends zum Erliegen, dennoch berichteten Trainer und Geschäftsführer dem Vorstand unabhängig voneinander, alles sei in Ordnung. Als der FC gegen Bremen (0:0) das erste Endspiel verlor und sich die Fans mehr gegen Schmadtke als gegen Stöger positionierten, trat Schmadtke zurück.
Der 1. FC Köln steckt in der Krise, der Abstieg scheint unvermeidbar zu sein. Werner Spinner will die verkorkste Saison korrigieren und widerspricht den Gerüchten, dass er als Präsident vorzeitig zurücktreten wird. Im Interview erklärt er, dass er das Amt bis 2019 - so lang sind er und die Vize-Präsidenten Markus Ritterbach und Toni Schumacher gewählt - ausfüllen will.
Der 32. Spieltag bringt die Entscheidung. Trotz einer kämpferischen Leistung verliert der 1. FC Köln 2:3 in Freiburg und hat keine Chance mehr die Klasse zu halten. Der sechste Abstieg der Vereinsgeschichte ist bereits am drittletzten Spieltag besiegelt. Die Fans empfangen die Mannschaft nach dem Spiel dennoch mit Applaus und Gesängen.
Der #effzeh verliert mit 2:3 in Freiburg und damit steht fest: Der FC steigt in die 2. Bundesliga ab. Ein Abstieg, der richtig wehtut - den Fans dieses besonderen Vereins, der Mannschaft und der Stadt. Die Ligazugehörigkeit ändert sich. Doch die Liebe zum FC bleibt. #durchetfüer pic.twitter.com/eDfGEWfwXb
- 1. FC Köln (@fckoeln) 28. April 2018
Tabellenplatz 18 | Punkte 22 | Euphorie 0/10Auch im letzten Saisionspiel beim VfL Wolfsburg gab es für die Kölner nicht viel zu holen. Der 1. FC Köln geriet bereits nach 40 Sekunden in den Rückstand, kämpfte sich dank eines wunderbaren Treffers von Jonas Hector noch einmal heran und ging dann am Ende dennoch mit 4:1 unter. Rund 4000 Kölner Fans waren mit ihrem Team mitgereist, um die Mannschaft aus der Bundesliga zu verabschieden. Für Wolfsburg stand allerdings zu viel auf dem Spiel. Mit dem Sieg retteten sich die Wolfsburger nun in die Relegation gegen Kiel. Stattdessen folgt der Hamburger SV den Kölnern in die 2. Liga - der erste Abstieg der Hamburger in der Vereinsgeschichte.
Schlusspfiff in Wolfsburg. Der #effzeh muss sich mit 4:1 geschlagen geben. ___ #VFLKOE 4:1 (90.) pic.twitter.com/6M2ddJsj6M
- 1. FC Köln (@fckoeln) 12. Mai 2018
Tabellenplatz 18 | Punkte 22 | Euphorie 4/10Der 1. FC Köln hatte sich die Saison 2017/18 deutlich anders vorgestellt. Die Spielzeit, die voller Vorfreude begonnen hatte, ist im Drama geendet. Mit den Abgängen von Stürmer Anthony Modeste, Trainer Peter Stöger und Geschäftsführer Jörg Schmadtke brachen drei Säulen des FC-Erfolgs zusammen. Das Team befand sich im Chaos, die sportlichen Erfolge blieben aus. Auch Stögers Nachfolger Stefan Ruthenbeck und Geschäftsführer Armin Veh konnten die Scherben nicht zusammenkehren und das Team wieder in die Bahn bringen. Zu groß war die Last der schwachen Punkte-Ausbeute aus der Hinrunde.
In den vergangenen Wochen der Saison wurde die Parole „Durch et Füer" - durch das Feuer - zum Leitsatz für Verein, Mannschaft und Fans. Gemeinsam wollen sie die Krise durchstehen. Und so wurden aus Verzweiflung und Enttäuschung Akzeptanz und Hoffnung, dass der FC aus der Zweiten Liga schon bald wieder aufsteigen wird. Die Ausgangslage ist gut: Der FC wäre einer der reichsten Verein in der zweiten Liga. Mit wichtigen Spielern wie unter anderem Torwart Timo Horn und Abwehrspieler Jonas Hector konnte der FC auch spielerische Kompetenz an sich binden. Mit Markus Anfang wird ein Trainer das Team führen, der die Zweite Liga kennt. Und in den letzten Spielen der Saison haben die Fans ihre Treue zum 1. FC Köln demonstriert. Rückenwind für die Mission Wiederaufstieg, damit sich eine Saison wie diese nicht wiederholt. Und aus Enttäuschung wieder Euphorie wird.
Der FC verabschiedet sich aus der ersten Liga. Doch das Ziel ist schon klar: der direkte Wiederaufstieg 2019! #effzeh
- 1. FC Köln LIVE (@fckoeln_live) 12. Mai 2018