Es ist Schaltjahr: Die Unregelmäßigkeit zwischen Erdrotation und
Sonnenumkreisung muss ausgeglichen werden. Aber was hat das mit Uli
Hoeneß und Niklas Luhmann zu tun?
HOENEß
Am 29. Februar 2016 kommt Uli Hoeneß auf Bewährung frei. 21 Monate hat er dann im Gefängnis verbracht – die Hälfte der ursprünglichen Haftzeit. Normalerweise wird eine Strafe frühestens nach zwei Dritteln der Dauer auf Bewährung ausgesetzt. Hoeneß kommt unter anderem deshalb so früh raus, weil er sich in der Haft vorbildlich verhalten und per Selbstanzeige ausgeliefert habe. Letzteres kann man auch anders sehen.
Die mindestens 43 Millionen Euro Steuerschulden, Zinsen und Behördengebühren hat er inzwischen auch bezahlt. (➝ Volkswirtschaft) Beim FC Bayern stehen ihm nun wieder alle Türen offen, selbst ein Comeback als Präsident ist denkbar. Sollte nun alles vergeben, verziehen oder zumindest vergessen werden? Darüber wird diskutiert werden. Das mit dem Vergessen ist allerdings nicht ganz unwahrscheinlich. Denn die Haftentlassung, zu deren Jubiläum man sich an alles erinnern könnte, jährt sich ja nur alle vier Jahre. Benjamin Knödler
KALENDER
Sonnenkalender, Lunarkalender oder astronomischer Kalender. Das Jahr lässt sich auf verschiedene Weisen ordnen. Gemeinsam ist ihnen allen jedoch, dass sie im Laufe der Zeit nachbessern müssen, um im Gleichschritt mit Sonnen- oder Mondzyklen nicht ins Stolpern zu kommen. Weil das Jahr der Maya etwa nur 360 Tage dauerte, fügten sie diesem am Ende einfach fünf weitere Tage hinzu. Auch der ägyptische Kalender brauchte fünf Zusatztage. Der lunisolare Kalender hängt in Schaltjahren wiederum einen ganzen 13. Monat an, um bei aller Orientierung auf den Mond das Sonnenjahr nicht zu vergessen. Diese Liste an Maßnahmen ließe sich fortsetzen (➝ Schweden). Sie alle sind nicht unkompliziert. Doch wer behauptet schon, dass es einfach sei, mit der Zeit zu gehen? Benjamin Knödler
NATUR
Sekunden bis Stunden, Tage bis Jahre. Das von Menschen geschaffene System zur Zeiteinteilung ist recht ausgetüftelt. Gleichzeitig führt uns der 29. Februar jedoch vor Augen, dass die Natur eben nie ganz in ein Muster zu pressen ist. Ohne das regelmäßige Nachjustieren würden Datum und Jahreszeit auf ganz lange Sicht einfach nicht mehr zusammenpassen. (➝ Zehntelsekunde) Das kann uns nun natürlich ernüchtern oder einfach dazu bringen, die alte Binsenweisheit zu schlucken, dass die Natur schlicht das macht, was sie will. Der Winter sollte – zumindest meteorologisch gesehen – beispielsweise von Dezember bis Februar des Folgejahres dauern. Und wann haben wir das schon das letzte Mal erlebt? Da hilft auch der beste Kalender nichts. Benjamin Knödler
Dieser Beitrag erschien in Ausgabe 08/16 der Wochenzeitung "der Freitag".
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