Von lichtverschmutzten Städten aus sind Sterne immer schwerer zu
sichten, dafür lassen sie sich inzwischen online kaufen. Ein Lexikon
BIER
Irdische Genussmittel bedienen sich gern angeblicher galaktischer Strahlkraft, das gilt für Schokoriegel wie für Bier. Der Stern soll im Mittelalter ein Zeichen der Braumeister gewesen sein, um die ihm zugeschriebene mystische Kraft auf den Schutz des Bieres zu lenken. Heute scheint es mit solcher kosmischen Kraft nicht mehr weit her zu sein, wie der diesjährige Rückruf von Mars- und Milky-Way-Riegeln aufgrund von Plastik in der Schokolade zeigt und wie es die Verwendung alter Braumeistersymbolik durch Marken nahelegt, die ihr Produkt wahrheitswidrig Bier nennen: Heineken-Flaschen ziert ein Stern in ➝ Rot, gar im Namen trägt ihn das Anheuser-Busch-InBev-Gebräu Stella Artois. Zur Ehrenrettung gereicht Sternburg aus Leipzig, wegen des „süffig-würzigen“ Geschmacks wie der sozialen Preispolitik (70 Cent pro Flasche) Milieu-übergreifend beliebt.
Benjamin Knödler
ITALIEN
Viele betrachteten die Fünf-Sterne-Bewegung als Clownspartei, als Komiker Beppe Grillo sie 2009 aus der Taufe hob, um fünf zentrale Themen zu beackern: Wasserversorgung, Umweltschutz, nachhaltige Entwicklung, Infrastrukturprogramme, allgemeiner Internetzugang (➝ Komet). Doch es folgte ein steiler Aufstieg: 2013 erhielt die Partei 25 Prozent der Stimmen bei der Parlamentswahl, seit 2016 stellt sie in Rom und Turin die Bürgermeisterinnen. Zum Erfolg verhalfen weniger Nachhaltigkeitskonzepte denn die europaweite Vorreiterrolle bei der Verbreitung von Fake News und einem kruden Populismus, der sich postideologisch nennt.
Benjamin Knödler
ROT
Er leuchtet den Weg in die klassenlose Gesellschaft, den die einen bisher nicht beschreiten wollten und von dem die anderen einst abgekommen sind: als linkes Symbol hat sich der rote Stern über seine – gelbumrandete – Verwendung in der Flagge der Sowjetunion oder auch durch die RAF hinweg bis heute tapfer gehalten, wenngleich mitunter zum Preis schnöder Kommerzialisierung. Dennoch ist er auf Flugblättern oder Che-Guevara-Baskenmütze nicht nur ➝ Pop, sondern auch Zeichen des Protests und der Selbstvergewisserung. Dem sympathischsten Fußballclub der größten Stadt Sachsens stiftet er den Namen; für Roter Stern Leipzig gilt: „Es ist uns egal, woher ein Mensch kommt, ob oder welcher Religion er anhängt und welche sexuelle Orientierung oder welchen sozialen Status er hat.“
Benjamin Knödler
Das gesamte Lexikon ist zu lesen unter freitag.de
Original
BIER
Irdische Genussmittel bedienen sich gern angeblicher galaktischer Strahlkraft, das gilt für Schokoriegel wie für Bier. Der Stern soll im Mittelalter ein Zeichen der Braumeister gewesen sein, um die ihm zugeschriebene mystische Kraft auf den Schutz des Bieres zu lenken. Heute scheint es mit solcher kosmischen Kraft nicht mehr weit her zu sein, wie der diesjährige Rückruf von Mars- und Milky-Way-Riegeln aufgrund von Plastik in der Schokolade zeigt und wie es die Verwendung alter Braumeistersymbolik durch Marken nahelegt, die ihr Produkt wahrheitswidrig Bier nennen: Heineken-Flaschen ziert ein Stern in ➝ Rot, gar im Namen trägt ihn das Anheuser-Busch-InBev-Gebräu Stella Artois. Zur Ehrenrettung gereicht Sternburg aus Leipzig, wegen des „süffig-würzigen“ Geschmacks wie der sozialen Preispolitik (70 Cent pro Flasche) Milieu-übergreifend beliebt.
Benjamin Knödler
ITALIEN
Viele betrachteten die Fünf-Sterne-Bewegung als Clownspartei, als Komiker Beppe Grillo sie 2009 aus der Taufe hob, um fünf zentrale Themen zu beackern: Wasserversorgung, Umweltschutz, nachhaltige Entwicklung, Infrastrukturprogramme, allgemeiner Internetzugang (➝ Komet). Doch es folgte ein steiler Aufstieg: 2013 erhielt die Partei 25 Prozent der Stimmen bei der Parlamentswahl, seit 2016 stellt sie in Rom und Turin die Bürgermeisterinnen. Zum Erfolg verhalfen weniger Nachhaltigkeitskonzepte denn die europaweite Vorreiterrolle bei der Verbreitung von Fake News und einem kruden Populismus, der sich postideologisch nennt.
Benjamin Knödler
ROT
Er leuchtet den Weg in die klassenlose Gesellschaft, den die einen bisher nicht beschreiten wollten und von dem die anderen einst abgekommen sind: als linkes Symbol hat sich der rote Stern über seine – gelbumrandete – Verwendung in der Flagge der Sowjetunion oder auch durch die RAF hinweg bis heute tapfer gehalten, wenngleich mitunter zum Preis schnöder Kommerzialisierung. Dennoch ist er auf Flugblättern oder Che-Guevara-Baskenmütze nicht nur ➝ Pop, sondern auch Zeichen des Protests und der Selbstvergewisserung. Dem sympathischsten Fußballclub der größten Stadt Sachsens stiftet er den Namen; für Roter Stern Leipzig gilt: „Es ist uns egal, woher ein Mensch kommt, ob oder welcher Religion er anhängt und welche sexuelle Orientierung oder welchen sozialen Status er hat.“
Benjamin Knödler
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