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Review

Newcomer der Woche: futurebae mit „BLA (Berlin Love Affair)“

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futurebae: „Ich fand spannend, die Liebe mit der Stadt zu verknüpfen. Also, was macht das Leben in Berlin anders oder besonders oder sind die Herausforderungen? So eine Liebesaffäre kann man viel mit der Stadt vergleichen. Die Stadt ist so schnell und verzeiht dir nicht so viel und kann sehr weh tun und kann aber auch wahnsinnig schön und aufregend und toll sein.“

Die Frage ist also: Welchen Einfluss hat die eigene Umgebung auf Beziehungsdynamiken? futurebaes Debütalbum gibt darauf Antwort in Form von emotionalen Auf-und-Abs und einer Synthese unterschiedlichster Genres.
futurebae bezeichnet ihre Musik als „genrefluides Feuerwerk mit Hang zum Perlwein“, und tatsächlich ist die Vielfalt an Stilrichtungen die prägendste Eigenschaft der Platte. Das bringt auch eine enorme Stimmungsachterbahn mit sich: Auf aufgepeitschten Drum'n'Bass folgt eine emotionale Piano-Ballade. Rotzig-punkige Stücke mit Neue-Deutsche-Welle-Einschlag wechseln sich mit breitbeinigen, aber nachdenklichen Trap-Beats ab. Und dann folgt selbstbewusster Cloudrap mit Autotune am Anschlag. Für futurebae gehört dieses Agieren außerhalb von Genreschubladen zu ihrem künstlerischen Selbstverständnis.

futurebae: „In der Musik, in der Kunst, da liegt so viel Stärke da drin, dass man Grenzen so leicht aufsprengen kann und das so einfach ist, mal über den Tellerrand zu schauen und Dinge miteinander zu verbinden und zu verknüpfen. Und deswegen mag ich mich auch nicht einem Genre zuordnen, weil: Ich sehe keinen Grund darin, mich zu limitieren, wenn der rote Faden doch immer meine Stimme und meine Geschichte ist.“

Roter Faden ist auch das Lieben in Berlin und manchmal ist nicht ganz klar, ob in den Texten ein Gegenüber oder die Stadt selbst gemeint ist.

futurebae: „Ich finde es schöner, wenn das eher so in einem doppelten Boden zu sehen ist, dass man gerade in einem Song manchmal nicht genau weiß: Spricht sie jetzt von der Stadt oder spricht sie von der Liebe. Also ist sie süchtig nach der Stadt oder ist sie süchtig nach der Liebe? Man weiß es nicht genau.“

Inhaltlich geht es um den Prozess des Verliebens und des Verliebtseins. Im ersten Song „Monster unterm Bett“ eröffnet das Album mit einem Text über Selbstliebe, die futurebae als Basis für Liebesbeziehungen sieht. Aber es geht auch um die Angst vor dem Verletztwerden.

In den Songs „LMAA“, „Ausgetrickst“ und „Wir sind Freunde“ geht es um das Entlieben; die Erkenntnis, dass es nicht funktioniert und Abgrenzung angesagt ist.

futurebae: „Und das sind ja so die zwei wichtigen Kernthemen: dieses Loslassen und Stark-wieder-in-sich-Sein. Und ich wollte, dass die Emotionen alle so einen eigenen musikalischen Ausdruck haben.“

Nicht alle Songs auf „Berlin Love Affair“ gehen so unmittelbar ins Ohr wie „LMAA“ oder „Wellen“, in der zweiten Hälfte baut das Album etwas ab und verliert einen Teil der textlichen Finesse. Berlin wäre als unterschwellige Projektionsfläche auch gar nicht unbedingt notwendig für diese moderne Erzählung über Liebe und ihre Hindernisse. Nichtsdestotrotz entspannt sich hier in 26 Minuten eine bemerkenswerte Genrevielfalt, die futurebae mit Leichtigkeit zusammenhält.