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Review

Newcomerin der Woche: Laura Misch

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Gleich zu Beginn von „Sample the Sky“ ist klar: Das Saxofon spielt auch auf dem Debütalbum von Laura Misch die Hauptrolle. Aber sie singt auch. Zunächst spärlich eingesetzt, erweitert Mischs warmer Gesang die Musik um eine wichtige Klang- und Bedeutungsebene.
Laura Misch hat sich für Sample the Sky“ intensive Gedanken zu den Gefühlen gemacht, die die Platte hervorrufen soll, und auch die Klangfarbe und den Inhalt der Songtexte entsprechend ausgerichtet.

„Before we started making it, I was like: ‚I want this to be inspired by nature.‘ And that why it’s called ‚Sample the Sky‘ but also something that the lyricism thinks deeply and poses questions. But also that the palette has kind of traditional song structures and takes from pop but is very elemental.“

Die Songs folgen also dem Strophe-Refrain-Prinzip, aber die ätherische Instrumentierung lässt sie in ganz andere Sphären entschweben.

Misch holt sich ihre Inspirationen in der Natur. Dadurch verströmt die Platte eine alles einnehmende Wärme wie ein Sommernachmittag im Park mit Blick in den locker bewölkten Himmel. Ihre Texte arbeiten mit Bildern von Wind, Blumen, Wurzeln und Wasser und mit Zeilen, die vermutlich nur Misch selbst versteht – und so ist es auch gedacht. Hier sollen keine Fragen beantwortet, sondern individuelle Interpretationen ermöglicht werden.

Früher hat Laura Misch ihre Musik allein in ihrem Schlafzimmer geschrieben und produziert, heute setzt sie auf Zusammenarbeit. Die Kooperation mit dem Komponisten und Produzenten William Arcane brachte die Entstehung von „Sample the Sky“ entscheidend voran. Er war es auch, der den Gesang in den Vordergrund holte anstatt ihn, wie in vorigen Songs, mehr im Instrumentalklang versinken zu lassen.

„I’ve gone from being inward with the production and it was almost like a therapeutic thing to thinking it a lot more about collaboration and letting go and seeing what is conjured in the space. But also, there’s been a lot of collaborators outside of studio. I became really fascinated by field recording and there’s a sound artist called James Bulley who does a lot of recordings of forests, and he used geophones and hydrophones and records inside water and inside trees. And his samples have ended up on the album as well.“

Zwischen den sowieso schon sehr relaxten Lo-fi-Popsongs führen Zwischenspiele endgültig in eine Klangmeditation bis man in „Widening Circles“ auf den Harfenimprovisationen von Marysia Osu schwebt.

„It was like a combination of finally finding the right collaborators but also just ideas crystallising, maybe through experiences and through giving things time to mature. Some of them have gone through quite a journey, I think.“

Der Reifeprozess ist den zehn Titeln auf „Sample the Sky“ anzuhören. Klassische Popsongstrukturen machen die Songs eingängig und das Album stellt Laura Mischs Fähigkeiten unmissverständlich unter Beweis. Es klingt wie aus einem Guss. Genau hier liegt aber auch seine Schwäche, denn Überraschungen sucht man in dieser kohärenten Klangästhetik vergeblich. Dafür hat Laura Misch diese Musik aber auch nicht gedacht. Vielmehr soll sie die Gewissheit unterstreichen, dass es da draußen eine Schönheit und Leichtigkeit gibt, die es immer wieder neu zu entdecken gilt.

(11.10.2023, Tonart, Deutschlandfunk Kultur)