Mit „Photograph" füllten Urban Cone aus Schweden nicht nur die Indie-Tanzflächen, sondern setzen mit diesem hymnenartigen Song auch dem Hipstertum ein ultimatives Denkmal. „We don't mind if you take a photograph/ We don't care that we'll never be like you", lautete der Beginn dieses Stücks Musik gewordenen Individualismus, der sich auch im Musikvideo bestens zeigt. Schon der neue Albumtitel „Polaroid Memories" verspricht ein ähnliches Feeling, also die Instagramfilter angeworfen, den Indiepop-Bausatzkasten einmal von vorne bis hinten durchdekliniert und fertig ist das neue Album. Ein paar mehr Synthesizer als noch auf „Our Youth" sind zu hören, ansonsten hat sich so gut wie nichts geändert. „If I could visit you some more, I would be different", heißt es dann auch direkt im Song „New York". Einige Songzeilen überschreiten die geschmackliche Schmerzgrenze deutlich („I could show you the sky [...]/ If I was the rocketman"), andere klingen immerhin abgeschmackt („I love everything about you", „We found the treasure in between us"). Dann noch ein paar Claps in der Bridge und fertig ist die Hymne „Treasure". Die hipste Entscheidung und die beste Garantie für eine erfolgreiche Single in der schwedischen Heimat ist der Gastauftritt von Tove Lo in „Come Back To Me", der den Song aber auch nicht rettet. In einer Nummer mit dem Namen „Robot Love" heißt es dann „You and me, we'll last forever/ Only need electricity/ We can leave, we can do whatever/ Only need electricity/ It's all about tonight." Das ist wirklich nicht schön und würde auf Deutsch und mit anderer Musik unterlegt in der Schlagerabteilung landen. Wer guten Indiepop aus dem Norden möchte, sollte lieber auf die finnischen Kollegen von Satellite Stories ausweichen.
Benedict Weskott
Berlin
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