In jeder Ecke ein Klackern, ein Pluckern, wabernde Sounds, auf den Punkt gebrachte Beats. Dazu diese Stimme, weich und ephemer und repetitiv in ihren Äußerungen: „Give me a reason, tell me what you're talking about." Schon auf dem selbstbetitelten Debüt perfektionierten Anna Müller und Paul Wallner alias HVOB (Her Voice Over Boys) ihre irgendwo zwischen Deep House, Electronica und Techhouse angesiedelte Musikmischung mit grundsätzlich minmalistischer und puristischer Anmutung und eindrücklichen Drops, die Song für Song die richtige Prise Techhouse mit einbrachten. Das Rezept: ein ruhiger, alles einnehmender Beginn, emphatische Melodiösität, Müllers über allem schwebende Stimme, eine langsam und stetig zunehmende Soundfülle und dann auf halbem Weg ein Drop, mit dem es von der Lounge direkt auf die Tanzfläche geht.
Nach dem selbstbetitelten Debütalbum von 2013 und den fünf EPs „Dogs", „Lion", „Always Like This", „Jack" und „Window", auf denen sich Gui Boratto, HVOBs Labelchef Oliver Koletzki, Nico Schwind, Niconé & Sascha Braemer, andhim und Stimming die Remix-Klinke in die Hand gaben, folgt jetzt der nächste große Streich: das Gesamtkunstwerk „Trialog". Zehn Trialoge der Disziplinen Sound, Video und Installation finden sich auf der Platte, entstanden in Zusammenarbeit mit dem bildenden Künstler Clemens Wolf und den Videokünstlern lichterloh, die bereits frühere Musikvideos für HVOB (zum Beispiel „ Dogs", „ Lion", „ Always Like This ") und Live-Visuals für große Namen wie Trentemøller, Booka Shade, Âme und das melt!-Festival entwickelten.
Jeder der zehn Titel stellt eine Transformation eines physikalischen Vorgangs dar. Reißen, Mischen, Platzen, Schmelzen, Oxidieren, Brechen, Implodieren, Ätzen, Biegen und Brennen hat Wolf inszeniert, lichterloh haben es aufgenommen und HVOB vertont. So wird die Physik zur Musik und zum Musikvideo. Veröffentlicht wird die Musik allerdings getrennt von den visuellen Komponenten, lediglich ein Artbook ordnet jedem Track einen physikalischen Prozess zu. Im Musikvideo zum vorab veröffentlichten Song „Window", der zwischendurch technoide Akzente setzt, zeigt sich, wie dieser Trialog der Künste angegangen wird. Psychedelisch wie auch im Video zum groovenden „Oxid" sind Licht, Visuals, Musik, Texte und der inszenierte physikalische Prozess in diesen Filmen nicht bloß komplementär, sondern bilden vielmehr ein untrennbares Ganzes.
„Azrael" eröffnet das Album direkt minimalistisch, progressiert in Deep-House-Gefilde, die sich auf siebeneinhalb Minuten langsam und erhaben ausbreiten. Wenn Müller mit ihrem Gesang einsetzt und verhaltene Pianoakkorde von der durchdringenden Basswand unterfüttert werden, ist klar, dass HVOB in den letzten zwei Jahren kein Bisschen nachgelassen haben. „Cool Melt" wartet mit trompetenähnlichen Zwischentönen auf, bei „Clap Eyes" rückt der Gesang in den Vordergrund, bleibt aber weiter nuschelig gehaucht und somit trotz der gefühlvollen Songtexte in erster Linie Instrument.
„The Anxiety To Please" steigert den Basslauf langsam und unaufhaltsam bis zur maximalen Eindringlichkeit, „the anxiety to please is going to collapse, all hell breaks loose" lautet das Fazit zum Schluss. Ganz so fatal wird es im Anschluss mit „Ghost" dann doch nicht, viel eher ist der Song mit seinem wiederkehrenden Refrain einer der poppigsten Momente des Albums. „Turn A Rope Round Its Axis" zelebriert einmal mehr die Mischung aus schwerem Bass, federleichten Zwischenspielen und unweigerlicher Melodie und leitet über zum pianolastigen Vierminüter „Attention". „We have to fight" und „forget it once and for all" wiederholt Müller mantraartig und beendet eine einstündige Reise durch HVOBs Trialog der Künste, der ein weiteres musikalisches Ausrufezeichen setzt und einzig und allein einen würdigen Nachfolger des Übertracks „Ocean Bed" vermissen lässt. Noch eindringlicher als auf ihrem zweiten Album werden HVOB nur live, wenn das künstlerische Konzept des Albums durch lichterloh und Wolf zum audiovisuellen Gesamterlebnis wird.
Original
Nach dem selbstbetitelten Debütalbum von 2013 und den fünf EPs „Dogs", „Lion", „Always Like This", „Jack" und „Window", auf denen sich Gui Boratto, HVOBs Labelchef Oliver Koletzki, Nico Schwind, Niconé & Sascha Braemer, andhim und Stimming die Remix-Klinke in die Hand gaben, folgt jetzt der nächste große Streich: das Gesamtkunstwerk „Trialog". Zehn Trialoge der Disziplinen Sound, Video und Installation finden sich auf der Platte, entstanden in Zusammenarbeit mit dem bildenden Künstler Clemens Wolf und den Videokünstlern lichterloh, die bereits frühere Musikvideos für HVOB (zum Beispiel „ Dogs", „ Lion", „ Always Like This ") und Live-Visuals für große Namen wie Trentemøller, Booka Shade, Âme und das melt!-Festival entwickelten.
Jeder der zehn Titel stellt eine Transformation eines physikalischen Vorgangs dar. Reißen, Mischen, Platzen, Schmelzen, Oxidieren, Brechen, Implodieren, Ätzen, Biegen und Brennen hat Wolf inszeniert, lichterloh haben es aufgenommen und HVOB vertont. So wird die Physik zur Musik und zum Musikvideo. Veröffentlicht wird die Musik allerdings getrennt von den visuellen Komponenten, lediglich ein Artbook ordnet jedem Track einen physikalischen Prozess zu. Im Musikvideo zum vorab veröffentlichten Song „Window", der zwischendurch technoide Akzente setzt, zeigt sich, wie dieser Trialog der Künste angegangen wird. Psychedelisch wie auch im Video zum groovenden „Oxid" sind Licht, Visuals, Musik, Texte und der inszenierte physikalische Prozess in diesen Filmen nicht bloß komplementär, sondern bilden vielmehr ein untrennbares Ganzes.
„Azrael" eröffnet das Album direkt minimalistisch, progressiert in Deep-House-Gefilde, die sich auf siebeneinhalb Minuten langsam und erhaben ausbreiten. Wenn Müller mit ihrem Gesang einsetzt und verhaltene Pianoakkorde von der durchdringenden Basswand unterfüttert werden, ist klar, dass HVOB in den letzten zwei Jahren kein Bisschen nachgelassen haben. „Cool Melt" wartet mit trompetenähnlichen Zwischentönen auf, bei „Clap Eyes" rückt der Gesang in den Vordergrund, bleibt aber weiter nuschelig gehaucht und somit trotz der gefühlvollen Songtexte in erster Linie Instrument.
„The Anxiety To Please" steigert den Basslauf langsam und unaufhaltsam bis zur maximalen Eindringlichkeit, „the anxiety to please is going to collapse, all hell breaks loose" lautet das Fazit zum Schluss. Ganz so fatal wird es im Anschluss mit „Ghost" dann doch nicht, viel eher ist der Song mit seinem wiederkehrenden Refrain einer der poppigsten Momente des Albums. „Turn A Rope Round Its Axis" zelebriert einmal mehr die Mischung aus schwerem Bass, federleichten Zwischenspielen und unweigerlicher Melodie und leitet über zum pianolastigen Vierminüter „Attention". „We have to fight" und „forget it once and for all" wiederholt Müller mantraartig und beendet eine einstündige Reise durch HVOBs Trialog der Künste, der ein weiteres musikalisches Ausrufezeichen setzt und einzig und allein einen würdigen Nachfolger des Übertracks „Ocean Bed" vermissen lässt. Noch eindringlicher als auf ihrem zweiten Album werden HVOB nur live, wenn das künstlerische Konzept des Albums durch lichterloh und Wolf zum audiovisuellen Gesamterlebnis wird.