Maria Resende Santos: „Das funktioniert so, dass du stets Sprachnachrichten von Alexa bekommst, die dir den Ort zeigen und auch manchmal Aufgaben stellen , die du erfüllen musst, um weiterzukommen. Das ist selbsterklärend und wird von Alexa geführt. Dafür brauchst du dann Alexas Nummer hinzuzufügen und die erste Aktivierungsnachricht schicken, in der du sagst, dass du an der Tour gerne teilnehmen möchtest.“

Nach der Einführung durch Maria Resende Santos und dem Absenden der Aktivierungsnachricht meldet sich Alexa direkt mit den ersten Informationen.

Alexa: „Guten Tag, ich bin Alexa und ich möchte dich gerne in den nächsten 40 Minuten kennenlernen. Ich freue mich auf ein gemeinsames Erkunden der Community rund um mein neues Zuhause im EDGE East Side Berlin Tower, der hier gerade gebaut wird. Danke, dass du dich entschieden hast, mit mir zu lernen. Während der gemeinsamen Entdeckungstour, bei der ich etwas über den Kiez erfahren möchte, werde ich dir immer wieder kurze Nachrichten schicken und weitere Anweisungen geben, wohin es als nächstes geht.“

Für Marina Resende Santos und Jakob Wirth waren in erster Linie Information und Diskurs der Anstoß für die Konzeption der Audiotour.

Jakob Wirth „Wenn man in Berlin lebt und hier öfter auch vorbeikommt, ist klar, das hier was passiert, das hier vielleicht sogar ein neuralgischer Punkt der Stadt ist, wo so ein Tower entsteht an so einem sehr prägenden Kiez, der eigentlich von der Identität her genau dagegen steht. Und sich an so einem Ort mit dem Ort auseinanderzusetzen und zu versuchen auch anzuregen, dass sich auch andere Menschen damit auseinandersetzen, das war eine große Motivation.“

Resende Santos „Wie entwickelt sich das Viertel, also vor allem das motiviert von dem Tower, und wie nehmen die Leute das hier wahr. Und die verschiedenen Leute, die hier Akteur*innen sind: die Aktivisten, die darüber sprechen, die Investoren, die das entwickeln, und die Leute, die hier arbeiten und ihren Alltag verbringen. Und wie diese verschiedenen Blicke sehen lassen oder nicht, was hier passiert.“

Das Narrativ der Tour ist Alexas Wissbegierde. Durch die Mitwirkung der Teilnehmenden möchte die künstliche Intelligenz die Kodizes und Verhaltensweisen der Nachbarschaft analysieren, um sich später möglichst gut in die Strukturen einfügen zu können – und das Bild eines 140 Meter hohen Fremdkörpers in alteingesessenen Stadtteilen nicht entstehen zu lassen.
Neben Alexa kommen in der Audiotour vor allem Passant*innen mit ihren Meinungen zum „EDGE East Side“-Tower und den anderen baulichen Veränderungen der letzten Jahre zu Wort. Außerdem sprechen Aktivist*innen des Protestbündnisses „Berlin vs Amazon“, einer der Architekten und Projektentwickler des EDGE-Towers und Menschen, die in der Mall oder am Mercedes-Benz-Platz arbeiten.
Laut Jakob Wirth ist neben der Sichtbarmachung dieser verschiedenen Positionen auch ein breiterer Diskurs das hehre Ziel der Audiotour.

Wirth: „Also das ist wirklich so ein klassisches Thema, wo es zwei Fronten gibt, es gibt ein Dagegen und ein Dafür. Und da zu schauen, wie ich auch mit einer künstlerischen Herangehensweise Menschen in so einen Prozess ein bisschen hineinziehen, die vielleicht eine ganz klare Position dafür haben, weil sie irgendwie Profit davon sehen, oder auch Leute, die eine Position komplett dagegen haben, auch noch mal mit zu involvieren und zu schauen: Wie kann sich da vielleicht auch noch mal was bewegen?“

Fraglich ist aber, wie viel sich wirklich noch bewegen wird oder kann – der Tower befindet ja schon im Bau. Aber die Tour wird dem Anspruch gerecht, verschiedene Perspektiven und die Widersprüchlichkeit aktueller Stadtpolitik aufzuzeigen. Gleichzeitig ist auch der kritische Blick auf künstliche Intelligenz und Zukunftstechnologie zu spüren, die Teilnehmenden fungieren als Datenlieferant*innen für Alexa. Entsprechend ausführlich bedankt sich die Sprachassistenz am Ende des 30 bis 60-minütigen Rundgang dann auch für das neugewonnene Wissen.

Alexa: „Deine heutige Performance hilft mir, meine experience in der Nachbarschaft des zukünftigen EDGE-Towers zu verbessern. Du hast mir einmal wieder geholfen, Kiezerfahrungen zu kapitalisieren. So kann sich der Community-Service auf das Profil der Nachbarschaft anpassen, um zu mehr Akzeptanz im Kiez und in Berlin zu führen. Wir sind nun am Ende angelangt.“

(05.07.2021, Corso, Deutschlandfunk)