Die MeisterInnen des kanadischen Indie-Pop sind zurück. Und wie! Ihr neues Album eröffnen Stars erst einmal in fast schon epischer Länge, der Eröffnungssong „From The Night" ist in seiner Albumversion über sechs Minuten lang und besticht in den Strophen mit einem unerwartet minimalistischen, elektronischen Sound. Die weiche Stimme von Sänger Torquil Campbell wird untermalt von einem trockenen Basslauf, der bei jedem Refrain und besonders zum Ende hin auf eine Klangexplosion zusteuert. Zwischendrin wird der Beat dann sogar noch einmal etwas intensiver und trockener.
Aber schon „This Is The Last Time" kehrt zurück zu gewohnteren Pfaden. Mehr Gitarre statt Synthesizer und Amy Millans dreampoppige Stimme geben dem Song einen fast hymnischen Charakter. Nach emotionalen Höhen und Tiefen auf den letzten sechs Alben soll „No One Is Lost" nun das Leben feiern - und wo geht das besser als im Nachtleben? Das Cover gibt mit Rollschuh-Posing und einem pinken Neonschriftzug schon die Richtung vor. Das Album klingt dennoch nicht unbedingt nach Party, sondern im Folgenden gewohnt kontemplativ und verträumt. „No Better Place" beispielsweise mixt in bester Dream-Pop-Manier flächige Streichersounds und Klavierakkorde mit kurzen Gitarrensequenzen. „I know you don't know yet/ but I'm the one who's gonna get in your head/ Let's pretend this is such a good party/ 'cause you can leave over my dead body", singt Amy Millan über das Nachtleben und stellt dann fest: „There's no other place for us to find, there's no better place than by my side."
Besonders nachdenklich stimmt Millan und Torquils Duett „What Is To Be Done?" in der Mitte des Album mit Zeilen wie „Since the child's growing up/ since the time doesn't stop/ since you decided to go/ since the heart beat is slow/ there's nothing I can do about that". Im Refrain wiederholt sich immer und immer wieder die Frage: „What do we do about that?" Trotz oder wohl gerade wegen dieses leicht fatalistischen Grundtons und der mantraartigen Wiederholung einer gefühlten Auswegslosigkeit geht der Song gut und direkt ins Ohr, die Musik tut ihr Übriges. „Trap Door" schließt sich mit etwas mehr Gitarrenlast und Hymnenappeal an, bevor „Are You OK?" als klassischer Indie-Disco-Song sein Potential zum Tanzflächen-Füllen offenbart. Mit „I wish I could tell you there was nothing but time" schlägt er in dieselbe Kerbe wie vorige Songs, eine Mischung aus Melancholie und trotziger, kultivierter Sorglosigkeit.
Stars waren schon immer gut im Ratgeben. Auf seinem letzten Album „ The North " von 2012 gab das Montrealer Quintett dem Hörer als Handlungsanleitung einen Song namens „Hold On When You Get Love And Let Go When You Give It" an die Hand. Auch „No One Is Lost" spart nicht mit diesen Momenten, bei „The Stranger" heißt es zum Beispiel: „Keep in mind who your friends are and that you are not alone". Am eindinglichsten ist aber ohne Frage der Schluss des Albums. Der Titelsong breitet nach dem etwas dudeligen Duett „Look Away" einen großartigen Disco-Sound aus, der sich langsam anschleicht und spätestens im Refrain alle von den Stühlen reißt. Dort heißt es dann „Put your hands up because everybody dies", „Put your hands up if you're going to lose". Wieder diese bestechende Mischung aus schonungslosem Realismus und imperativer Unbeschwertheit. Vierzehn Jahre nach Veröffentlichung ihres ersten Albums zeigen Stars immer noch, wo es lang geht.
Original
Aber schon „This Is The Last Time" kehrt zurück zu gewohnteren Pfaden. Mehr Gitarre statt Synthesizer und Amy Millans dreampoppige Stimme geben dem Song einen fast hymnischen Charakter. Nach emotionalen Höhen und Tiefen auf den letzten sechs Alben soll „No One Is Lost" nun das Leben feiern - und wo geht das besser als im Nachtleben? Das Cover gibt mit Rollschuh-Posing und einem pinken Neonschriftzug schon die Richtung vor. Das Album klingt dennoch nicht unbedingt nach Party, sondern im Folgenden gewohnt kontemplativ und verträumt. „No Better Place" beispielsweise mixt in bester Dream-Pop-Manier flächige Streichersounds und Klavierakkorde mit kurzen Gitarrensequenzen. „I know you don't know yet/ but I'm the one who's gonna get in your head/ Let's pretend this is such a good party/ 'cause you can leave over my dead body", singt Amy Millan über das Nachtleben und stellt dann fest: „There's no other place for us to find, there's no better place than by my side."
Besonders nachdenklich stimmt Millan und Torquils Duett „What Is To Be Done?" in der Mitte des Album mit Zeilen wie „Since the child's growing up/ since the time doesn't stop/ since you decided to go/ since the heart beat is slow/ there's nothing I can do about that". Im Refrain wiederholt sich immer und immer wieder die Frage: „What do we do about that?" Trotz oder wohl gerade wegen dieses leicht fatalistischen Grundtons und der mantraartigen Wiederholung einer gefühlten Auswegslosigkeit geht der Song gut und direkt ins Ohr, die Musik tut ihr Übriges. „Trap Door" schließt sich mit etwas mehr Gitarrenlast und Hymnenappeal an, bevor „Are You OK?" als klassischer Indie-Disco-Song sein Potential zum Tanzflächen-Füllen offenbart. Mit „I wish I could tell you there was nothing but time" schlägt er in dieselbe Kerbe wie vorige Songs, eine Mischung aus Melancholie und trotziger, kultivierter Sorglosigkeit.
Stars waren schon immer gut im Ratgeben. Auf seinem letzten Album „ The North " von 2012 gab das Montrealer Quintett dem Hörer als Handlungsanleitung einen Song namens „Hold On When You Get Love And Let Go When You Give It" an die Hand. Auch „No One Is Lost" spart nicht mit diesen Momenten, bei „The Stranger" heißt es zum Beispiel: „Keep in mind who your friends are and that you are not alone". Am eindinglichsten ist aber ohne Frage der Schluss des Albums. Der Titelsong breitet nach dem etwas dudeligen Duett „Look Away" einen großartigen Disco-Sound aus, der sich langsam anschleicht und spätestens im Refrain alle von den Stühlen reißt. Dort heißt es dann „Put your hands up because everybody dies", „Put your hands up if you're going to lose". Wieder diese bestechende Mischung aus schonungslosem Realismus und imperativer Unbeschwertheit. Vierzehn Jahre nach Veröffentlichung ihres ersten Albums zeigen Stars immer noch, wo es lang geht.