Santé treibt diese maximal zeitgemäße Form der elektronischen Popmusik auf die Spitze. Fast alle Songs sind mit rund sechs Minuten veranschlagt, beginnen ruhig, steigern sich und leiten dann wieder ruhig zum nächsten Track über. Trotz der Länge verschwimmt mitunter die Grenze zwischen Song und Track, denn es gibt auf „Current" waschechte Refrains und Strophen, die manchmal sogar mehr Platz einnehmen als die reinen Bassläufe. Dennoch ist das Ganze ein Deep-House-Album, daran ändern auch Vocals und dezente Songstrukturen nichts.
Im eröffnenden „Intimacy" geht es direkt los mit melodiösem House-Pop, der trotz treibender Beats relativ relaxt bleibt. Die Vocals sorgen mit dafür, dass durch den Sound auch die Stimmung vertieft wird. Vom wunderbar poppigen „Awake", für das Santé den Londoner J.U.D.G.E. mit an Bord geholt hat, gibt es auf dem Album sogar zwei Versionen, spätestens nach der letzten ist der Ohrwurm garantiert. „I've been awake for too long, too long, too long", heißt es da, aber wenn die Musik so klingt, kann ja auch keiner nach Hause gehen, geschweige denn einschlafen. Ein Teufelkreis. Direkt nach dem ersten Refrain kommt im "Original Mix" ein infektiöser Hi-Hat-Sound um die Ecke, der garantiert auch den müdesten Zuhörer vom Schlafen abhält. Im Anschluss walzt sich das groovende „Momentary" gemächlich seinen Weg über die Tanzfläche, um den Weg für die folgenden Claps und Hi-Hats freizumachen. Zwischendurch ein kurzer Break, nach dem der Basslauf direkt wiederkommt. Oben drüber schallen Synthie-Sounds durch die Gegend, es hallt und pluckert.
Auf „Tongue" zieht das Tempo merklich an, anfangs könnte man einen dezenten Schwenk in Richtung Acid House vermuten, aber es bleibt dann doch beim Deep und Vocal House mit ordentlich Hi-Hat und Wumms. Richtig massiv kommt auch „Turn It Up" daher, Bass und Beat drücken mächtig in die Gehörgänge. Mit Texten wie „Confusion may grow, don't give up and let go, keep reaching for your goal" klingt der Track etwas nach Esoterik auf Ecstasy, aber genau das ist wahrscheinlich auch der gewünschte Effekt. Und wenn man sich schon fast am Ende der House-Reise wähnt, kommt noch „Mockery" mit einem Sound daher, der geradewegs von Andy Butler in die Welt gesetzt sein könnte. „I don't know what happened, I really did love you", das klingt auch vom Songtext her stark nach Hercules And Love Affair. „Getting no peace, no peace, no peace", schallt es im Finale und tatsächlich wartet als Bonustrack danach ja auch noch der Agoria-Remix von „Awake". Es geht immer weiter.